23.01.2024

Briefe



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ID: 10993
Geschrieben am: Samstag 16.02.1878
 

Düsseldorf d. 16. Feb. 78.
Liebe Emma.
Ich möchte Ihnen nur sagen, wie herzlich ich mich über Ihren lieben Brief gefreut habe, und zu Ihrer Beruhigung daß Brahms höchst über das Zusammensein mit Ihnen sprach<;>. Wie sehr freute es mich daß Sie die Zeit seiner Anwesenheit so schön und ohne nachtheilige Folgen genießen konnten. Auch mir hat die zweite Sinfonie einen <höchst> wunderbar wohlthuenden Eindruck gemacht; sie ist ja nicht erschütternd wie die Erste aber einheitlicher, wie aus einem Guß alle vier Sätze, voller Anmuth und Reiz des Klanges. Welch ein Glück daß wir Einen haben der uns Solches schafft. Sie können denken wie leid es mir that in Amsterdam nicht dabei sein zu können, aber Sie liebste Emma scheinen mir darüber ganz im Irrthum, wenn Sie glauben ich hätte nicht dorthin gewollt. Ich bin über die Sache |2| mit Amsterdam u. Haag etwas im Unklaren indem ich Ihrem Mann nicht geschrieben hatte das [sic] ich gar nicht spielen wollte, sondern, daß ich nur in einer der beiden Städte spielen könnte, da die Concerte zu nahe nach einander folgten allerdings hatte ich eine Aeußerung gethan wegen des Instruments daß es sich wohl kaum verlohne dieses für ein Concert nach Holland kommen zu lassen. Ihr Mann schrieb mir darauf Haag und Amsterdam haben verzichtet. Wie soll ich dies nun nehmen? Einigten sich die Städte nicht, oder war es wegen des Instruments? Geben Sie mir gelegentlich darüber Aufschluß, denn es ist mir doch etwas peinlich den wahren Sachverhalt nicht zu wissen, umso mehr als Sie mir schrieben, es habe Verhulst so leid gethan das [sic] ich nicht da gewesen sei.
Brahms überraschte mich in Cöln und blieb dort bis ich hierher zurück ging, was mir eine herzliche Freude war, er war sehr befriedigt von Holland. Merkwürdig, das [sic] die als phlegmatisch verschrienen Holländer weit enthusiastischer für die |3| Musik sind, oder wenigstens sich äußern, als die Deutschen. Es ging ja meinem Manne dort gerade so wie Brahms.
Ich gehe nächster Tage nach Coblenz und Frankfurt<h> und hoffe Ende dieses Monats wieder in Berlin zu sein. Mitte März gebe ich mit Frau Joachim ein drittes Concert, dann noch eines in Hamburg, und habe ich alles dies trotz meiner Schmerzen im Arm glücklich vollbracht, so will ich herzlich froh sein.
Nun leben Sie wohl, Sie und Ihr lieber Mann. Von ganzem Herzen grüßt Sie mit den besten Wünschen
Ihre
warm ergeb
Clara Schumann.

[Umschlag]
Frau Dr.
Emma Engelmann.
geb. Brandes.
Utrecht.
Holland.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Engelmann, Emma, geb. Brandes, Emma (422)
  Empfangsort: Utrecht
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 13
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit den Familien Verhulst, Kufferath/Speyer und Engelmann sowie anderen Korrespondenten in Belgien und den Niederlanden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Eva Katharina Klein, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-024-7
593ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 87
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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