Berl. d. 6ten Apr. 78.
Liebe Freundin!
Mit Diesem habe ich Herrn Ries das Programm geschickt, finde aber, dass wir noch eine Instrumentalsolonummer haben müssten. Was ich spiele, ist schon das Höchste, was ich im Stande bin; das Concert wird aber zu kurz. Lauterbach könne kein Solo spielen, weil am selben Abend Hofconcert ist. Ist das nun nicht recht ungünstig für unser Concert? Wäre es nicht besser dasselbe um ein od. zwei Tage zu verschieben? Geht das aber nicht, wollen Sie dann nicht Grützmacher bitten, ein kleines Solo zu spielen? Die Bitte muss natürlich v. Ihnen als Vorsteherin des Vereins ausgehen, Ries kann das nicht besorgen. Nun noch eine Sache. Wollen Sie nicht mit Ries besprechen wegen Vertheilung der Freikarten. Unter uns gesagt wird grosser Missbrauch damit getrieben. Hier, wo es ein Wohlthätigkeitsconcert gilt, wäre ich dafür (umsomehr als der Saal klein ist) dass man weder Recensenten noch Anderen Billette schickte, nur die ausgäbe, die die Mitwirkenden beanspruchen, wozu natürlich ich mit meiner Familie gehöre. Ich habe Ries schon einen Wink gegeben, aber ganz anders wäre es, ginge es von Ihnen aus. Hier gilt es ja, so viel als möglich einnehmen; ob über das Concert geschrieben wird, od. nicht, ist ganz gleichgültig.
Ich denke Montag Nachmittag zu kommen; ich weiss noch nicht, ob ich nicht allein komme möchte Sie aber bitten, dass Sie falls ich mit einer Tochter komme, es so einrichten, dass das eine Bett möglichst weit vom andern entfernt ist; Sie haben ja einen Vorhang u. da könnte das eine dahinter, das andere davorstehen.
Ich schlafe so unruhig, dass ich schon seit langer Zeit, wo es irgend angeht, allein schlafe; bei Ihnen, weiss ich, geht es nicht, darum meine obige Bitte.
Ich komme mit dem Zug der hier 4 Uhr 30 abgeht, also 7,38, in Dresden an.
Herr Ries bot mir an zu Ihnen für mich einen Steinweg zu schicken; es ist Ihnen doch recht?
Nun, herzlichste Grüsse Ihnen u. Ihrem lieben Manne.
Ihre Clara Sch.
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