Berlin d. 5 April 1878.
Lieber Levi,
nur einige Worte heute, die Ihnen mittheilen sollen, daß ich in Frankfurth nun wirklich zugesagt, unterschrieben habe. Gebe der Himmel, daß dieser Schritt mich nicht gereue. Es sprach eben Vieles dafür, Alles auch was Sie sagen, und ich bin recht froh, daß auch Sie wie Johannes dafür stimmen. Das Uebereinkommen ist der Art, daß mir keine zu große Fessel auferlegt wird, 8 Monat (innerhalb Septbr u Aug.) habe ich wöchentlich 9 Stunden (1 ½ täglich) zu geben, 4 Monat Ferien im Sommer, und, kleine Reisen kann ich auch machen, ohne Urlaub zu nehmen, also kann ich auch nach München kommen. Am Liebsten im November, also etwa den 13ten ( das ist ein Mittwoch!) aber am Ende werde ich in München auch ausgezischt? meine Gesinnung ist doch auch bekannt genug, wenn auch nicht so wichtig! Das war ja ein schreckliches Ereignis, das Sie da durchgemacht. Ich habe immer geglaubt, Brahms sey sehr beliebt in München? bin ganz erstaunt! – Sie sehen wozu der Wagner Cultus führt.
Brahms geht am 10ten mit Billroth u Goldmark nach Italien, Neapel, Rom, Florenz u. A.
Meinen Besuch im Septbr. in München gebe ich einstweilen nicht auf – denke schon mit Wonne an einige schöne Opern!
Was ich Ihnen von Frau Schäuffelen schrieb, meinte ich so, daß, da sie doch durch Sie so sehr in’s Gespräch gekommen war, Sie gewissermaßen mir ein Vorurtheil gegen sie eingeflößt hatten, ich glaube Ihnen aber gern, daß man unrecht gehabt hat, Sie sehen aber doch, wie gefährlich ein so intimer Verkehr für eine junge Frau werden kann.
Mit Fiedlers sehen wir uns oft – ich habe sie Beide sehr gern, die Frau hat sich sehr zu ihrem Vortheil geändert. Alle meine Bekannten sind bestürzt, daß ich fort ziehe, ich hätte wirklich nicht geglaubt, daß die Leute mir so anhänglich wären!
Nun Adieu, lieber Freund!
Bleiben Sie gut Ihrer Clara Sch.
Wie ist Ihre jetzige Adresse?
Höre ich bald ’mal wieder von Ihnen?
Von Felix hatte ich recht betrübende Nachrichten – der Winter war so schlecht, daß es ihm übel geht.
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