Frankfurt a/m d. 8ten Jan. 79.
Lieber Herr Levi!
Sie haben mir mit Ihren lieben Zeilen eine herzliche Freude gemacht, insofern als sie mir ein Beweis Ihres Gedenkens waren. Freilich aber enthielten sie zu meinem grossen Leidwesen recht Trauriges u. versichere ich Sie meiner innigsten Theilnahme, die Sie bitte auch Ihrer Frau Schwester aussprechen wollen.
Leider werde ich Sie diesen Winter wohl nicht sehen; ich hatte allerdings die Absicht, mit Frau Joachim in Berlin zu concertiren, hatte aber gerade die Zeit vorgeschlagen, wo sie mit ihrem Manne Concert gab, so dass es nicht ging, u. es wird sich kaum eine andere Zeit für mich finden. Herzlich danke ich Ihnen für die Erneuerung Ihrer Einladung. Uns ginge es hier, hätten wir nicht die grosse Sorge mit Felix, der recht leidend ist, sehr gut. Meine Thätigkeit befriedigt mich vollkommen; ich habe einige recht talentvolle Schülerinnen, u. ich glaube, dass sie auch Alle an mir hängen, was mich freut, denn ich stehe meinen Schülern auch gern menschlich nahe. Sie sehen, dass ich dictiren muss, da ich immer ab u. zu Schmerzen im Arm habe, u. mich dann sehr in Acht nehmen muss; entschuldigen Sie es also freundlich.
Schliesslich nehmen Sie mit Ihrer lieben Frau meine u. meiner Kinder herzlichste Grüsse, u. bleiben Sie gut
Ihrer
von Herzen ergeb
Clara Schumann.
"... Uns ginge es hier, hätten wir nicht die grosse Sorge um Felix der recht leidend ist, sehr gut. Meine Thätigkeit befriedigt mich vollkommen; ich habe einige recht talentvoll Schülerinnen, u. ich glaube, dass sie auch Alle an mir hängen, was mich freut, denn ich stehe meinen Schülern auch gern menschlich nahe..."
[Kat. Stargardt Nr. 626: 8./9.6.1982, S. 236, Los 735 (gek.)]
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