Frankf. a/m d. 12 Nov. 1880.
Lieber Herr Scholz,
ich hätte Ihnen gern recht ausführlich geschrieben, sehe aber schon, daß sich dann meine Antwort auf <i>Ihre Fragen wegen der Tempo’s in der Sonate, noch lange hinausschieben würde, und so will ich nicht länger anstehen Ihnen wenigstens Diese zu beantworten, obgleich ich mich doch nicht getrauen würde, mehr als eine Ansicht auszusprechen. Mir scheint Andante für den 2t Satz passender als Adagio, eben so für Scherzo Allegro vivace, bezeichnender. Schrieben Sie Presto darüber, so würde der Satz leicht zu schnell genommen, und <>ginge dann das charakteristische des Rythmus [sic] ganz verloren. Für den letzten Satz kommt mir Allegretto moderato etwas langsam vor, doch ließe sich eben überhaupt über Alles besser sprechen als schreiben. Ich habe die Sonate nun genau kennen gelernt, und sind mir der 3te u 4te Satz die Liebsten. Wie gesagt, sprechen über Einzelheiten ließe sich besser mündlich. – Ich danke Ihnen, lieber Herr Scholz für das Vertrauen, das Sie, mir schenkten, und bitte mir zu sagen, ob ich Ihnen die Sonate zurück senden soll? Wir haben großes Leid im Hause, mein Sohn aus Berlin liegt nun schon über 6 Wochen hart und fest am Gelenkrheumatismus bei uns. Sie können denken, wie das auf uns schwer lastet, dazu immer die endlose Arbeit die mir obliegt. Haben Sie daher Nachsicht mit der Flüchtigkeit dieser Zeilen. Meine Gesinnung für Sie und Ihre liebe Frau ist aber eine feste und aufrichtige und zeichne ich mich in dieser
Ihre
altergebene
Clara Schumann.
Ernestka hat ein Armleiden, kam mit demselben hierher und fängt erst jetzt wieder zu spielen an.
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