Frankfurt d. 23ten Nov. 81.
Liebe Emma!
Haben Sie Dank für Ihren lieben Brief, den ich nur leider nicht so ausführlich beantworten kann, wie ich möchte, da, wie Sie ja wissen, meine Zeit sehr in Anspruch genommen ist. Heute möchte ich Ihnen nur auseinandersetzen, warum ich das Engagement des Herrn Riemsdyk ausschlagen musste; Sie wissen ja, liebe Emma, dass ich schon |2| seit mehreren Jahren wenig öffentlich spiele, und mir die Städte aussuche, die mir durch liebe Freunde besonders werth sind. Ich bedarf immer 14 Tage Ruhe, wenn ich im Concert gespielt habe. Wie könnte ich aber 4 Engagements in 8 Tagen annehmen? Ich könnte also immer nur für ein Engagement kommen, und natürlich so eine Reise nur für ein hohes Honorar machen. Das Honorar, wel-|3|ches mir Herr Riemsdyck anbot, ist noch nicht einmal so viel, wie ich hier in Deutschland überall erhalte. Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, wie gern ich gerade in Utrecht, wo Sie sind, unter anderen Umständen gespielt hätte. Dass Brahms abgeschrieben, verwundert mich, denn mir sagte er, dass er nach Holland gehen würde. Sein neues Concert hat er uns neulich |4| hier mit einem 2ten Claviere vorgespielt. Soviel man danach urtheilen kann, ist es ein grossartiges Werk. Bald hoffen wir es hier im Museum zu hören.
Schmitts Jubiläum soll ja reizend verlaufen sein, was mich herzlich für ihn freut.
Von uns kann ich Ihnen Gutes sagen; ich habe mehrmals wieder mit voller Kraft öffentlich gespielt, in Hamburg u. Hannover.
Hoffentlich bringt uns der nächste Sommer wieder irgendwo zusammen und dann gibt es viel zu plaudern. Wie gerne ich mit Ihnen musicire, wissen Sie ja auch.
Herzlichste Grüße Ihnen und Ihrem lieben Manne von Ihrer alt ergebenen
Clara Schumann.
Marie u Eug.11 grüßen herzlich.
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