23.01.2024

Briefe



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ID: 11527
Geschrieben am: Donnerstag 27.07.1882
 

Wildbad-Gastein d. 27 Juli 82
Hôtel Mühlberger
<Myliusstrasse, 32.>

Lieber Joachim

heute komme ich mit einer Bitte für meinen Bruder Alwin Wieck. Derselbe hat Ihnen eine Mittheilung aus dem Berliner Ministerium eingeschickt, worin gesagt wird, daß der Kaiser dem Frl. Huber, Tochter eines preußischen Offiziers, auf deren Ansuchen ein Stipendium verleihen will, wenn Dieselbe sich an der Hochschule prüfen lassen wolle, und dort für werth einer solchen Gunst gehalten werde. Mein Bruder ist nun sehr unruhig wegen einer Antwort von Ihnen, und der Rücksendung dieser Schrifft. Ich sagte ihm, daß die Prüfung wohl erst im Herbst vor sich gehen könne, und bitte ich Sie nur um ein Wort, wie mein Bruder es machen soll um die Sache zu bewerkstelligen? Er hat sich große Mühe mit dem Mädchen gegeben, und möchte sie gern noch 2 Jahre bei ihm studieren, hat deshalb um das Stipendium nachgesucht. Wie geht es Ihnen lieber Freund? ach, ich weiß so gar nichts, und Sie können doch den-ken, wie viel meine Gedanken zu Ihnen hin schweifen. Sie wissen, ich war in Frkf. vorge-laden in Ihrer Angelegenheit, konnte aber Nichts aussagen, da ich im Jahre 78–80 wovon die Rede, ja schon von Berlin fortgezogen war, auch habe ich wirklich nie etwas von Ihrer Frau gesehen, wonach ich ein Recht gehabt hätte sie zur Rede zu setzen – ich habe dies nie gethan, konnte es also auch nicht zugestehen. Bitte, antworten Sie mir hierher – ich bleibe hier bis 5ten August, oder wollen Sie die Schrifft, falls sie nicht in Berlin gebraucht wird, meinem Bruder direct wieder schicken, so ist seine Adresse Berchtesgaden No 63 bei’m Kaufmann Puchner dort bleibt er bis 6–8 Aug. Lieber wäre es mir aber, Sie sendeten Alles an mich, wenn es gleich sein könnte, dann er-fahre ich doch ’mal Etwas von Ihnen. Gehen Sie nach Salzburg? auch Ihre Frau? wollen Sie nicht ’mal etwas reelles für Ihre Nerven thuen? das sollten Sie – gewiß haben Sie es nöthig, Uns geht es soweit gut – sehr erregte Zeit hatten wir in Frkf. durch Raff’s Tod, der so furcht-bar schnell kam, daher umsomehr Einen erschütterte. Begierig bin ich auf die Neuwahl.
Nun herzlichste Grüße noch, lieber Joachim. Sagen Sie von sich, bitte Ihrer
alten Freundin
Cl. Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Wildbad-Gastein
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
1226ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6605-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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