23.01.2024

Briefe



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ID: 11577
Geschrieben am: Montag 14.08.1882
 

Pension Immos auf Degenbalm bei
Brunnen Ct Schwyz. d. 14 Aug 1882
Liebste Marie,
meine Zeilen kommen leider etwas verspätet, und ich fürchte Sie haben schon unser unfrankirtes Kistchen von München erhalten, und uns für recht unartig gehalten! man wollte es in der Gewerbe-Ausstellung durchaus nicht frankiren, und so muß ich Sie bitten mir zu sagen was für Porto Sie ausgelegt haben? Nun die Hauptsache, wollen Sie die Sachen mitnehmen? ein Kistchen enthält Porzellan, das lassen Sie wohl besser, wie es gepackt ist, das Andere aber packen Sie vielleicht lieber einzeln in Ihre Koffer, und geben dann Alles an Louis, der es Weihnachten aufbauen soll. Ein Pathengeschenk folgt noch, und bitte ich Sie mir mitzutheilen, wenn Sie reisen. Sollten Sie irgend welche Auslagen außer dem gehabten Porto noch haben, so bitte ich Sie recht sehr sie mir zu notiren – Sie wissen, daß ich in Geschäfftssachen keine Freundschaft gelten lasse. Erstere bin ich nun los, nun zur Freundin, von der ich gern wüßte wie es ihr jetzt geht? wie ist Ihnen Franzensbad bekommen? hat Ihr lieber Mann wirklich ungestört arbeiten können? hat er sich auch erholt? sagen Sie mir ein Wenig, bitte, es kommt mir so lang vor, daß wir Nichts von Ihnen wissen.
Wir sind nun seit 3 Tagen hier an einem herrlich gelegenen Orte, mitten in den saftigsten Matten, im Hintergrunde die Felsen u. Gletscher des Vierwaldstetter See, vor uns den See u. eine wahrhaft erquickende Luft, aber leider fühle ich mich gar nicht wohl, habe besonders viel Kreuzschmerzen, die mich recht peinigen, auch viel Kopfweh! ob es die Folge der Bäder, oder sonst körperliche Disposition ist, ich weiß es nicht. Wir wollen hier noch bis 25 Aug bleiben dann nach dem Comer See. Eugenie kommt am 20t hierher. Daß wir Sie in Frkf. nicht mehr antreffen werden ist mir ein sehr unerfreulicher Gedanke, und wer weiß, wenn Sie wiederkehren! –
Sonst Neues giebt es nichts Ihnen zu erzählen, Altes wiederholt man nicht gern, ich thue es aber doch indem ich Ihnen sage daß für Sie das alte Herz schlägt
Ihrer
Clara Schumann.

Viel Herzliches an den lieben Mann, auch von Marie an Sie Beide.

[Umschlag]
Deutschland.
Frau
Gräfin Marie Oriola
in
Büdesheim
bei
Heldenbergen in
Hessen.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort: Degenbalm
  Empfänger: Oriola, Marie von, geb. Christ, verh. Berna (2699)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 12
Briefwechsel Clara Schumanns mit Landgräfin Anna von Hessen, Marie von Oriola und anderen Angehörigen deutscher Adelshäuser / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2015
ISBN: 978-3-86846-023-0
528ff.

  Standort/Quelle:*) D-DÜhh, s: 67.6395
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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