Frankfurt d. 12. Jan 83.
Geehrter Herr Levy!
Noch war ich in Ihrer Schuld mit der Erwiederung Ihrer freundlichen Neujahrswünsche, und wieder erhielt ich so liebenswürdige Einladung von Ihnen; Ich folge derselben mit einer meiner Töchter von Herzen gerne, nur möchte ich Ihrer lieben Frau zu bedenken geben, daß mein Aufenthalt in Berlin wol nicht unter acht Tagen währen würde, was ihr, bei der Unruhe, die mein Besuch natürlich mit sich bringt, vielleicht lässtig werden könnte – das macht mich etwas bedenklich! Dann ist noch ein Umstand der für sie möglicher Weise unausführbar sein könnte, nämlich, daß ich nicht in einem Zimmer mit meiner Tochter schlafen kann, sondern immer darauf sehen muß, zwei nebeneinander liegende Zimmer, welche durch eine Thüre verbunden sind, zu bekommen. Das eine der Zimmer brauchte nur so groß zu sein, daß ein Bett drin stehen könnte, da es sich ja nur um die Nachtruhe handelt. Ich schlafe nämlich oft sehr schlecht, und mache dann gerne Licht, oder stehe auf; schlafe ich nun mit Jemand zusammen, so störe ich, oder, ich zwinge mich ruhig zu bleiben, und das ist dann eine schreckliche Pein, und, da ich concertiren will, ist die Nachtruhe eine Hauptbedingung für mich. Ich bin so ausführlich, damit Sie meine scheinbar unbescheidenen Ansprüche, gerechtfertigt finden.
Ich bitte Sie also daß Sie es mir ganz offen schreiben wenn diese Einrichtung Ihrer Frau zu viele Mühe verursacht, oder vielleicht nicht einmal ausführbar ist.
So nehmen Sie denn schließlich nochmals Dank für Alles und seien Sie Beide herzlich gegrüßt
von Ihrer
Clara Schumann.
Ich mußte wegen Armschmerzen dictiren was Sie freundlich entschuldigen wollen.
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