23.01.2024

Briefe



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ID: 11754
Geschrieben am: Sonntag 28.10.1883
 

Berlin d. 28 Octbr 1883.
Liebe Emma,
Ihre freundlichen Zeilen sind mir hierher nachgesandt worden, daher meine verspätete und sehr eilige Antwort, denn ich bin hier von Morgens bis Abends so in Anspruch genommen, daß ich zu keiner ruhigen viertel Stunde komme.
|2| Liebste Emma, wie können Sie so kleinmüthig sein, die Var. nicht mit mir riskiren zu wollen? Diese machten Ihnen ja keine Mühe, und haben wir Beide nur unser Vergnügen dabei! machen Sie also keine Umstände, und sagen Sie „Ja[“]. Wir können sie ja Beide auswendig, und brauchen Sie nur ein halbes Stündchen |3| zu proben, den Tag vor dem Concert. Ich freue mich herzlich darauf u. finde es einen reizenden Gedanken, von Riemsdyk doch wohl? –
Sagen Sie doch Letzteren Beiden meinen Dank daß sie mich aufnehmen wollen, Ihnen im Vertrauen sage ich aber noch, daß, wenn Frau v. R. uns nur ein Zimmer geben kann, sie unsere Betten so weit als möglich auseinander setzt. Ich |4| schlafe nämlich so unruhig, daß wir schon lange, wo es irgend angeht, in zwey nebeneinander gelegenen Zimmern schlafen, die durch eine innere Thür verbunden sind. Ich möchte dies nun Fr. v. R. nicht sagen, weil es sie in Verlegenheit bringen würde, wenn sie nur ein Zimmer hat, aber, eben für diesen Fall, bitte ich Sie oben Erwähntes zu veranlassen. Ich freue mich andererseits doch wieder so sehr bei |5|so liebenswürdigen Menschen zu sein, daß ich sehr ungern in ein Hôtel ginge, es nicht einmal im Winter mehr riskiren könnte, denn ich brauche gut gewärmte Zimmer, und dies finde ich nicht im Hôtel. Leider leide ich zwar nicht im Arm, aber in den Beinen und Händen sehr an Rheumatismus, und muß außerordentlich vorsichtig sein. Nicht wahr, liebe Emma, Sie theilen Ihrer Freundin nur mit, was sie nicht etwa beunruhigt.
|6| Ich habe Ihnen gar flüchtig und recht unzusammenhängend geschrieben – die Unruhe um mich ist zu groß. Verzeihen Sie es, und lassen Sie mich bald Ihr „Ja“ wissen.
Herzlichstes Ihnen Beiden von
Ihrer
Clara Schumann.
Ich denke am 3 November nach Frkf. zurückzukehren.

[Umschlag]
Frau Professor
Emma Engelmann
in
Utrecht.
(Holland.)

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Engelmann, Emma, geb. Brandes, Emma (422)
  Empfangsort: Utrecht
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 13
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit den Familien Verhulst, Kufferath/Speyer und Engelmann sowie anderen Korrespondenten in Belgien und den Niederlanden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Eva Katharina Klein, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2024
ISBN: 978-3-86846-024-7
625ff.

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 107
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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