Frankf. a/M d. 10 Nov. 83.
Liebste Marie,
verzeihen Sie uns, daß ich Ihnen noch kein Lebens- und Dankes-Zeichen für die letzte freundliche Sendung gegeben habe, aber ich war verreist, dann kehrte ich mit heftigen rheumatischen Schmerzen zurück, und daran laborire ich noch, dazu habe ich in 14 Tagen wieder eine Reise nach Holland vor, und was Alles hier! Haben Sie Nachsicht, u. nehmen Sie auch den verspäteten herzlichen Dank noch freundlich an.
Was Hildebrandt betrifft, so bin ich zwar nicht näher mit ihm bekannt, aber doch kennt er mich, und könnten Sie ja sagen, ich habe Ihnen Muth gemacht ihn aufzusuchen, indem ich ihn Ihnen als einen liebenswürdigen Mann geschildert. Er wollte, wie er mir durch Levi sagen ließ, gern meine Büste machen, wenn ich ’mal nach Florenz käme, dann ließ er sich mir vorstellen, und ich hatte den angenehmsten Eindruck von ihm. Ich glaube, Sie können ohne Weiteres zu ihm gehen.
Wie mag es jetzt schön in Florenz sein! hier ist es entsetzlich! In Berlin hatten wir aber künstlerisch u. auch im Verkehr schöne Tage – ich war mit wahrem Enthusiasmus aufgenommen. Eugenie war mit mir, daher hat sie Ihnen so lange nicht geschrieben, wir waren ja von Morgens bis Abends in Anspruch genommen.
Sie schreibt mit Diesem, und füge ich nur noch herzlichste Grüße für Sie Beide hinzu. Wir wollen eben zu Ladenburg wo Joachim Quartett spielt.
Addio, liebe Marie.
Getreu
Ihre
Clara Schumann.
In Berlin hatte ich eine schöne Soiree mit Joachim! –
Wann kommen Sie zurück?
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