Münster a/St. den 2 Juni 1884
Geehrter Herr Doctor
Ich benutze die erste freie Zeit hier Ihnen die Gründe für meine vorgestrige Mittheilung darzulegen.
Für`s erste kann ich, so lange ich für meinen kleinen Fond die Leute in Anspruch nehme, mich nicht an einer ähnlichen Bitte betheiligen, dann aber ist es gegen mein Gefühl, nach all dem Unerfreulichen das unsere Schüler, theils ohne, theils aber auch mit unserer Schuld, betroffen, den Frankfurtern mit einem Anliegen zu kommen. Lassen Sie uns erst einmal ruhig noch ein paar Jahre arbeiten, und, so Gott will, segensreich wirken, dann, wenn erst die Leute die Nothwendigkeit des Bestehens unseres Institut eingesehen, wird die Theilnahme für das geplante Unternehmen eine allgemeine sein. Einer solchen bedarf es sicherlich um die Summen aufzubringen, die zur Durchführung des Planes nothwendig sein würden. Meinen Fond jetzt aufzugeben bin ich nicht gesonnen, da ich dadurch Gelegenheit habe, hier und da sichtlich zu nützen, was mir eine ganz besondere Freude ist. Ich würde Ihnen meine Ansicht nicht so offen aussprechen, glaubte ich es Ihnen, nachdem ich meine Betheiligung abgelehnt, nicht schuldig zu sein. Schließlich nehme ich Gelegenheit Ihnen vorläufig mitzuteilen, daß ich Herrn Direktor Scholz bitten werde, Frl. Fromm schon Anfang Juli zu entlassen, da sie außer meinen Stunden, Weniges mitnimmt, und ihre Mutter,<> die, wie Sie wissen, leidend ist sich schon nach ihr zu sehnen scheint.
Nehmen Sie und Ihre liebe Frau den wärmsten Dank für das Interesse, das Sie an dem Mädchen genommen und seyen Sie der aufrichtigsten Hochachtung versichert.
Ihre
ergb
Clara Schumann
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