Frankf. a/M d. 19 Juni 1884.
Lieber Joachim,
Sie können denken daß mich Ihre Anfrage, jetzt schon, überrascht hat. Natürlich sage ich „Ja“ wenn meine Gesundheit es mir erlaubt. Der 24te Octbr. wäre mir ganz passend, und zu einer Soiree von uns Beiden wird sich dann wohl auch ein Tag finden, voraus gesetzt, Sie haben Lust. Zu meiner Betrübniß hörte ich von dem für Sie ungünstigen Erfolg in Leipzig – Sie erwähnen nichts davon, ist es vielleicht nur ein Gerücht? Herzlich froh bin ich aber, daß Sie jetzt eine nette Dame im Haus haben, die Vorige fand ich, offen gestanden, entsetzlich. Die Art, wie sie mit Paulchen verkehrte war so wiederwärtig süßlich, nichts von strengem Gemüth dahinter! Ihre Nichte ist wohl nun fort von Ihnen? ich hoffe es. – Wir meinen die Frau v. Beulwitz in Berlin ’mal kennen gelernt zu haben, u. die Kinder erinnern sich ihrer als sehr liebenswürdig u. fein. Da könnten Sie ja vielleicht später Ihre Töchter wieder zu sich nehmen? doch, verzeihen Sie, ich will nicht zudringlich sein, es regt sich aber ja natürlich immer das Interesse für Sie u. die Ihrigen, wenn man an Sie Alle denkt. Schön, wenn Sie mit allen Kindern in Salzburg seien können. Da besuchen Sie uns hoffentlich ’mal in Obersalzberg Pension Moritz, wohin wir 6–8ten July abzureisen denken.
Mit herzlichsten Grüßen
Ihre
alte
Clara Schumann
Die Kinder grüßen sehr.
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