Frankf. d. 24 Juni 1884.
Liebste Frau v. Beckerath
ich muß Ihnen doch einige Worte des neuen Dankes für Ihren lieben Brief sagen, obgleich sie keine Zusage enthalten. Uns geht es gar nicht gut, erstlich ist Marie noch sehr steif, könnte also gar nicht mitkommen, dann habe ich seit 14 Tagen die gräßlichsten Gesichtsschmerzen, Tag und Nacht gestöhnt und gewimmert, und erst seit gestern geht es etwas besser, der Doctor räth aber größte Vorsicht mit Wind u. Zug an, wie könnte also ich solche Fahrt unternehmen, wo wir ja eigentlich nie ohne Wind sind!? –
Wir wollen nun suchen bald fort zu kommen – haben uns wieder in Obersalzberg Logie bestellt.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid es mir ist, daß uns immer Hindernisse kommen Ihren gütigen Einladungen zu folgen, u. unser Quintett will sich auch gar nicht realisiren. Hätte ich gewußt, daß Ihr lieber Mann Sonntags doch sein Quartett hatte, so hätte ich ’mal angefragt, denn bis vor 14 Tagen war ich recht gut fingerig disponirt, aber, ich mochte Ihrem Mann keine Verlegenheit etwa bereiten, wenn ich angefragt hätte. Ich weiß ja, wie oft bei Ihnen Abhaltungen sind, und vielleicht wäre ich Ihnen in die Quere gekommen.
Liebste Frau, wenn Sie noch ’mal in nächster Zeit nach Frankf kommen, dann lassen Sie es mich vorher wissen, dann setzen wir eine andere als die 5 Uhr-Stunde fest, wo wir ungestört plaudern können.
Von Herzen sie Beide grüßend
Ihre
alt ergb
Clara Schumann.
Die Kinder grüßen u. danken.
[Umschlag]
Frau
Laura v. Beckerath
in
Wiesbaden.
23 Adolfs-Allée.
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