23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 11853
Geschrieben am: Montag 29.09.1884
 

Frankf. d. 29 Septbr. 84.

Liebste Fellinger

gerade war ich im Begriff Ihnen ein Dankeswort für Ihre und Ihren lieben Mannes Geburtstaggrüße zu senden, da kommt Ihr Brief, der mir recht das Herz schwer macht. Ach, wie gern käme ich zu Ihnen, es wäre mir das eine wahre Herzensfreude, aber, die Reise-Anstrengung viel zu groß für ein |3| Engagement, dann würde ich mich auch nur entschließen können in Wien zu spielen, wenn es öfter wäre, weil die Leute sich erst wieder gewöhnen müßten an meine einfache Spielweise, die jetzt in Wien ganz aus der Mode gekommen sein soll. Wenn nun aber <all[?]> auch diese Umstände nicht wären, so kam mir die Aufforderung der phil Concerte gar nicht direct, sondern von einem Unternehmer, und mit Solchen befasse ich mich nicht, ich <halte> würde dies für <> |2| unwürdig meiner Stellung halten. Ich habe mit Comitée’s <> nie anders als direct verhandelt, u. werde es auch nie anders thuen, sollte es mir noch etliche Male vergönnt sein überhaupt Engagements <zu> anzunehmen, was ich sehnlich hoffe. Ich muß zu meinem Schmerze fast wöchentlich Engagements-Anträge ablehnen, da ich mich auf nur Wenige beschränken muß, um meine Kräffte zusammen zu halten. Liebe Freundin, ich sagte Ihnen all dies nur im Vertrauen, möchte nicht, daß viel darüber |4| gesprochen würde, es wird ja nie etwas getreu erzählt sondern nur noch Vieles hinzugefügt, dann, Alles entstellt. <Die>Den lieben Wittgenstein’s sagen Sie es aber, Diese sind so discrete Menschen, u. sind mir so anhänglich, daß ich ihnen vollstes Vertrauen schenke. Bitte sagen sie [sic] ihnen doch ja auch meinen Dank, der lieben Anna Franz besonders f. d. lieben Geburtstagbrief. Wie sehr haben wir uns gefreut sie in Obersalzberg zu sehen – kämen Sie doch auch einmal! – Es freute mich so sehr Gutes von Ihnen zu hören, und wünsche ich von ganzem Herzen, daß Sie Alle einen guten Winter verbringen mögen, vor allem Sie ohne Sorge f. d. theueren Mann. Tausend Grüße Ihnen Allen von Ihrer alten Clara Schumann.

Verzeihen Sie die Flucht – ich habe aber Massen von Briefen zu beantworten

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Fellinger, Maria (443)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
235ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 11765-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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