Frankfurt d. 14. Okt. 87.
Liebe Julie!
Wie lange lag es mir auf dem Herzen Ihnen für Ihren lieben Brief zu danken, aber Sie wissen es ja welche Verpflichtungen ich stets habe u welche Ansprüche an mich gemacht werden u so verzeihen Sie meine Verspätung. Neben dem Danke hätte ich Ihnen ja auch so gerne, wenn ich es gekonnt hätte, gleich gesagt mit welcher Theilnahme ich die Nachricht über Sie selbst gelesen habe und wie ich nur wünsche daß Ihnen von der attacke keine Folgen geblieben sein mögen. Möchten Sie nur etwas mehr auf Ihre Gesundheit bedacht sein – es ist so schwer mit einer kräftigen Seele sich immer Einhalt thuen zu müssen, es hilft aber nun doch einmal nichts, gegen den gebrechlichen Körper kommt man mit der Willenskraft doch nicht durch, hoffentlich quälen Sie sich doch nicht mehr mit so vielen Stunden ab wie früher!
Von Frau Seeburg habe ich gehört daß Sie sich ein Grundstück gekauft haben, das ist ja reitzend so haben Sie doch immer ein Sommerheim! Von uns erzähle ich Ihnen nichts, das Gute werden Sie von Joachim erfahren haben u über das Schlimme schweige ich lieber, bis ich Sie einmal wieder sehe, was möglicher Weise diesen Winter geschehen könnte, da ich doch etwas mit dem Gedanken umgehe mal wieder in Berlin zu spielen. Gebe der Himmel daß Sie sich bis dahin ganz erholt haben u ich Sie Alle wohl antreffe. Grüßen Sie alle die lieben Ihrigen u glauben Sie mich immer in alter treuer Gesinnung
Ihre
Clara Schumann.
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