Frankfurt d. 15. Okt. 87.
Liebe Frau von Beckerath!
Wie sehr hatte ich mich nach genaueren Nachrichten von Ihnen einmal wieder gesehnt u nun waren Sie so freundlich mir ausführlich über Ihr Leben zu berichten, u ich antworte Ihnen erst Heute! Aber Sie wißen ja daß wenn ich auch nicht schreibe ich Ihrer oft gedenke. Das Badeblatt sandte ich Ihnen im besonderen Auftrag von Brahms. Wie leid ist es mir daß Sie zu der ersten Aufführung des Duos in Köln nicht reisen können, wozu die eingetretne Kälte noch hinderlich sein muß. Sie können denken mit wie großem Bedauern ich von dem Unwohlsein Ihres lieben Mannes gelesen habe, ich denke aber daß er gewiß bei ruhigem Leben, was ihm Ihre liebende Sorgfalt gewiß schaft [sic], bald genesen wird, schwer ist ein solches gewiß wenn man so rege Interessen hat hat [sic] wie sie Beide.
Wir sind jetzt wieder vollständig hier eingelebt u sehr thätig, leider leben wir aber fortwärend in der großen Sorge um meinen Ferdinand, nach dem Sie so freundlich fragen. Er wird wol den ganzen Winter unter Ärztlicher Controlle bleiben müßen um sich das Morphium abzugewöhnen, kann leider für seinen Gelenkreumatismus gar nichts thuen, u ob sie gelingen wird, wer weiß es. Endlos erscheint sein ganzes Leiden.
Leben Sie wohl, liebe Frau von Beckerath u senden Sie mir ab u zu eine Postkarte, damit ich weiß, wie es Ihnen geht.
Ihrem lieben Manne das Herzlichste wie Ihnen von Ihrer treu ergebenen Clara Schumann
Brahms kommt morgen hier durch [um] nach Köln zu gehen.
Meine Kinder grüßen bestens.
[Umschlag]
Frau
Laura von Beckerath.
Rüdesheim.
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