Frankfurt d. 21 Mai 88.
Lieber Herr Scholz,
indem ich Ihnen bestens für Ihre Bereitwilligkeit, bezugs eines Steinwegs f. d. Concerte, danke, muß ich Ihrer Karte doch einiges entgegensetzen. Sie scheinen anzunehmen daß ich meine Schüler nur auf Steinweg spielen lassen wolle, was durchaus nicht der Fall ist, nur muß der Flügel, den sie spielen leichte egale Spielart haben, so daß er nicht sie beherrscht sondern die Schüler ihn. Sie sagen, ich und Fanny Davies, Wurm u. A. könnten doch nicht immer Steinweg spielen, gewiß nicht, aber mein Vater, der ein großer Pädagog war, erlaubte mir nie auf einem Instrumente öffentlich zu spielen, das ich nicht Wochen lang genau kennen gelernt, er sandte sogar, was in früherer Zeit sehr umständlich u. kostspielig war, Flügel an die Orte, wo ich spielte, wenn es dort keine Guten gab. Führen Sie Frl. Davies u. Wurm an, so muß ich Ihnen sagen, daß erstlich Broadwood jetzt besonders leichte Instrumente <> f. d. Virtuosen baut, u daß Fanny sich lange erst darauf eingespielt hat, ehe sie öffentlich spielte. Die Wurm war leichtsinnig, kannte das Instrument nur wenig, u. fiel das erste Mal bei Chappel gänzlich durch. Jetzt erst hat sie sich ganz an die Instrumente gewöhnt. Die Meisterschaft mit jedem, überhaupt spielbaren Instrumente, fertig zu werden, bekommt man erst später, und, dennoch spiele ich auch jetzt nur auf Instrumenten öffentlich, die ich genau kenne. Noch eines aber muß ich Ihnen sagen: der Anschlag, wie wir ihn lehren, ist ein durchaus anstrengender insofern der Schüler Ton ziehen muß, was viel mehr Kraft u. Ausdauer erfordert, als die jetzige Spielweise der Virtuosen die sich im Forte mit Hauen, im Piano mit Verschiebung helfen, und, viel Kräfte haben ja leider die meisten der jungen Mädchen nicht. – Ich werde dieser Tage d. Steinweg versuchen.
Mit besten Grüßen
Ihre
Clara Sch.
[Umschlag]
Herrn Director
B. Scholz.
16 Körnerstrasse
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