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ID:
12342

Geschrieben am:
Sonntag 25.11.1888

Frankfurt a/M d. 25ten Nov. 88.

Lieber Joachim,

das trifft sich ja recht ungünstig für mich mit der Singakademie, und ist es mir doch eigentlich unbegreiflich, daß die Leute so unpractisch bauen, daß man kein Orchesterconcert ohne Chor geben kann. Das Podium müßte doch zu verkleinern sein etc. Sie sagen, es klinge jetzt im Philh. besser! Das erweckt mir kein Vertrauen, denn wäre die Akustik nur annähernd gut der Singakademie, so würden Sie sich anders darüber äußern. Ich kann mich nicht für das Philh. Lokal entschließen und werde daher wohl verzichten müssen. Seit 3 Jahren war ich nicht in Berlin, nun soll ich es zu guter Letzt (das letzte Mal ist es doch, daß ich in Berlin spiele) riskiren in einem Saale in dem ich nie gespielt, u. nicht weiß, wie das Clavir wirkt. – Geht es also nicht in der Singakademie so lassen wir es, dann fällt aber auch die Soiree weg. So sehr sie mir erwünscht wäre, so doch nicht anstatt eines Orchester-Concertes, sondern nur nach diesem. – Schade ist es, wenn wir die neue herrliche Sonate v. Brahms, in der ich jetzt schwärme, nicht spielen können. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut. – Sehr leid ist es mir, daß ich nun doch wohl um die Freude komme noch einmal in Berlin zu musiciren. Seien Sie herzlich gegrüßt von

Ihrer

alten

Clara Sch.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Joachim, Joseph (773)

Empfangsort:
Berlin

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
Seite: 1356f.

Standort/Quelle:^*)
D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 50

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	12342
Geschrieben am:	Sonntag 25.11.1888	Frankfurt a/M d. 25ten Nov. 88. Lieber Joachim, das trifft sich ja recht ungünstig für mich mit der Singakademie, und ist es mir doch eigentlich unbegreiflich, daß die Leute so unpractisch bauen, daß man kein Orchesterconcert ohne Chor geben kann. Das Podium müßte doch zu verkleinern sein etc. Sie sagen, es klinge jetzt im Philh. besser! Das erweckt mir kein Vertrauen, denn wäre die Akustik nur annähernd gut der Singakademie, so würden Sie sich anders darüber äußern. Ich kann mich nicht für das Philh. Lokal entschließen und werde daher wohl verzichten müssen. Seit 3 Jahren war ich nicht in Berlin, nun soll ich es zu guter Letzt (das letzte Mal ist es doch, daß ich in Berlin spiele) riskiren in einem Saale in dem ich nie gespielt, u. nicht weiß, wie das Clavir wirkt. – Geht es also nicht in der Singakademie so lassen wir es, dann fällt aber auch die Soiree weg. So sehr sie mir erwünscht wäre, so doch nicht anstatt eines Orchester-Concertes, sondern nur nach diesem. – Schade ist es, wenn wir die neue herrliche Sonate v. Brahms, in der ich jetzt schwärme, nicht spielen können. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut. – Sehr leid ist es mir, daß ich nun doch wohl um die Freude komme noch einmal in Berlin zu musiciren. Seien Sie herzlich gegrüßt von Ihrer alten Clara Sch.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Joachim, Joseph (773)
Empfangsort:	Berlin
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 2 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019 ISBN: 978-3-86846-013-1 Seite: 1356f.

Standort/Quelle:^*)	D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 50
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla