Frankf. a/M d. 3 Mai 88.
Liebstes Lisl,
Gott sei Dank daß nun ein Schritt vorwärts gethan mit Ihrem theueren Manne, und dieser Ihrem treuen Herzen so neue, schöne Hofnung brachte. Gebe der Himmel weiteren Beistand. Sie schrieben von weiteren (wie viel Wochen?) Gypsverband, nach welchem die Gehversuche beginnen sollen. Sie haben nämlich die Nummer der Wochen mit etwas Anderem überschrieben, und ich kann sie nicht entziffern. Ich hatte schmerzensreiche Tage, furchtbare Neuralgie im linken Arm, so daß ich am Tage des Einweihungsconcertes, Sonntag Morgen,(ich sollte Roberts Concert spielen) absagen mußten [sic]. Bei dieser Gelegenheit fehlen zu müssen, war mir härter als alle Schmerzen – ich hätte gern das brillanteste Engagement für dieses Concert gegeben. Scholz hatte das Concert mit seinem kleinen Orchester reizend einstudiert, u. nun, für Nichts! Die Feyer soll aber sehr schön u. würdig gewesen sein. Die Solonummer blieb ganz fort, weil Niemand für mich eintreten wollte. Denken Sie, nach der Feier kamen meine Schüler mit einem wundervollen Lorbeerkranz mit schöner Inschrifft bei mir an – es war rührend und aber auch beschämend für mich, die ich nichts gethan hatte! – Ich soll eigentlich nicht schreiben, aber die Freude über Ihre Karte ließ mich ohne Säumen die Feder ergreifen.
Mit ganzem Herzen grüßen wir Alle Sie Beide in treuer Liebe.
Ihre Clara Sch.
Wissen Sie etwas von Levi? denken Sie er war hier ohne nach uns gefragt zu haben. Da sieht man recht, wie die Glaubensverschiedenheit schließlich denn doch die Menschen trennt. <> Verzeihung.
|