23.01.2024

Briefe



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ID: 12431
Geschrieben am: Freitag 24.05.1889
 

Frankf. a/M d. 24 Mai 89.
Lieber Freund,
nun sind wir seit einigen Tagen wieder zu Hause, Alles geht wieder den alten Gang, nur meine Gedanken weilen viel in Florenz, bei den Freunden – ach, wie gern wäre ich zuweilen unter Ihnen, nicht nur im Geiste! –
Wie ist mir doch Florenz so lieb geworden, wie |2| empfinde ich es eine Bereicherung meines Lebens, daß es mir vergönnt war, einen Blick zu thun in Ihre Kunststätte, und Ihr schönes Familien-Leben. Wie ideal Alles um Sie, nicht nur durch die herrliche Natur die Sie umgiebt, sondern durch die Kunst, die Sie üben, und durch das Glück das Sie besitzen ein geliebtes Weib zu haben, das Sie ganz versteht, und Ihnen des Lebens höchste Güter schenkt. |3| Verzeihen Sie den Erguß, aber ich kann der bei Ihnen empfangenen Eindrücke nicht ohne tiefe Erregung gedenken, und bin voll des Dankes für die Freundlichkeit, die Sie und Ihre theuere Frau mir erwiesen haben. Wie viele kostbare Zeit habe ich Ihnen geraubt, aber, gerade durch Sie so Manches kennen zu lernen, wußte ich sehr hoch zu schätzen. Leider spielte mir mein dummer Körper die |4| ganze Reise hindurch recht mit, und hinderte mich an Vielem – wie viel Nachsicht zeigten Sie mir immer, ganz, als ob Sie an den Verkehr mit alten Frauen gewöhnt wären! –
Ob es wohl in Florenz jetzt auch so heiß ist, wie hier! nie hatte man hier einen solchen Mai – leider gleich Sommer, und zwar den heißesten.
Sie waren so gütig mir durch Marie die Besorgung der Platte für Eugenie zu versprechen – ich nehme es dankbar an, brauche die Platte erst Anfang |5| November. Sie bestellen sie wohl jetzt schon?
Antworten Sie mir hierauf nicht, lieber, verehrter Freund, aber lassen Sie, oder Ihre liebe Frau, mich im Laufe des Sommers einmal hören, wo Sie sind, und wie es Ihnen geht? Sie machen damit eine herzliche Freude
Ihrer
Ihnen Beiden warm
ergebenen
Clara Schumann.
|6| Marie und Eugenie grüßen herzlich, wir alle Drei die lieben Mädchen.
Sollten Herzogenbergs noch in Florenz sein, so bitte ich auch ihnen das Schönste von uns zu sagen.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Hildebrand, Adolf (2432)
  Empfangsort: Florenz
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
1038f.

  Standort/Quelle:*) D-Mbs, s: Ana 550
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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