Baden-Baden d. 22 Septbr. 89.
Liebstes Lisl,
heut weiß ich Sie endlich wieder zu finden, in Berlin, nicht wahr? nun lassen Sie sich innigst für Alles danken, Brief, Thelegramm, das reizende jap. Etagerchen, das gar practisch ist, und gleich in Benutzung kommen soll. Wie bin ich doch mit Liebe überschüttet worden! Ich wünschte doch sehr, Sie wären da gewesen, wie gemüthlich wäre es, besonders am Abend, gewesen! aber, wohl sah ich ein, daß Sie unter den obwaltenden Umständen nicht bleiben konnten, dann, hätte ich ja freilich nicht den lieben, herzlichen Brief gehabt, der mich so innig erfreut hat!
Seit vorgestern ist Brahms hier – sein alt-neues Trio hat er mir vorgespielt und mir scheint es doch von großem Vortheil für das Stück, das [sic] er es umgearbeitet hat! leider, kann man es hier ja nicht hören. Seine Chöre hörte ich auch, leider nur am Clavier, was ein sehr halbes Vergnügen nur für mich ist – für solche Chorstücke brauche ich den Klang – ich glaube sie müssen schön klingen, und sind sehr interressant polyphon. Wir wollen Dienstag nach Düsseld., ich will meine alten Freunden [sic] gern noch sehen, ehe der Winter beginnt; das schlechte Wetter treibt uns auch fort. Am 27ten hoffen wir zu Hause zu sein. Ihrer theueren Frau Mutter wollte ich meinen Dank schicken, aber wohin? Eug. sagte mir, sie sey in Basel geblieben? – Darf ich ihn hier beilegen? Ich habe furchtbar zu thuen, hatte mehr denn 200 Zuschrifften, Sie verzeihen mir daher gewiß diesen flüchtigen Brief, um so dauernden Dank nehmen Sie Beide aber von Ihrer alten
Clara Sch.
Ich bitte recht bald um eine v. d. versprochnen Karten.
Eugenie grüßt herzlich sie sieht sehr wohl aus.
Sie können denken, wie sehr wir uns nach ein paar Worten über Ihr Ergehen sehnen!
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