Baden-Baden, d. 15 Septbr. 89.
Meine theuren Freunde,
wie soll ich Ihnen danken für die Ueberraschung, die Sie mir bereitet haben! ich sollte Sie hätten es gesehn, wie ich zum Frühstück kam und das Bild der liebsten ältesten Freunde vor mir stand, zu mir sprach, daß es mich zu Thränen rührte. Dazu das liebe Andenken, das ich nicht von mir lassen werde! wie ähnlich sind Sie beide, wie erinnert mich, liebste Lida, Ihr Bild an viele Momente, wo Sie so liebevoll meinen Herzensergüssen lauschten! Ganz der theilnehmende Blick, ich meine, ich habe nie ein ähnlicheres Bild von Ihnen gesehn, ebenso auch das von dem theuren Manne! – Ich habe selten in meinem Leben eine solche Freude bei einer Ueberraschung empfunden, als Sie beide mir bereitet haben. Könnte ich Sie umarmen, in Wirklichkeit, wie ich es im Geiste thue, und Ihnen mein ganzes dankbares Herz ausschütten! Es war ein schöner Tag, den ich verlebt, freilich viel Aufregung, aber doch nur freudiger Art, wenn auch mit Wehmuth vermischt. Die Auszeichnung, die mir durch den Kaiser verliehen wurde, wissen Sie wohl, außerdem erhielt ich am frühesten Morgen einen herrlichen Blumenkorb der Großherzogin von Baden mit einem schönen rührenden Brief von ihr selbst [diktirt und] unterschrieben; ferner Telegramme von der Kaiserin Friedrich, der jetzigen Kaiserin und noch anderen fürstlichen Personen. Geschenke kamen ebenfalls, liebe sinnige, kurz, ich war ganz überwältigt von all dem Wohlwollen und [der] Liebe. Nun giebt es aber zu thun, denn die Hälfte kann ich nur, mit gedruckten Karten dankend, erledigen. Ich hoffe, ich sehe Sie bald, denn ehestens komme ich fragen, ob ich wohl ein paar Tage Sie besuchen darf? –
Meine Kinder, die mich mit Liebesbeweisen überschüttet haben, grüßen herzlichst, und ich Sie beide auf das innigste
Ihre alte Clara.
Bitte, sagen Sie der lieben Frau Hübner, wie freudig sie mich überrascht hat, u. daß ich nächstens schreibe.