Frankfurt a/M d. 1 Octbr. 90.
Lieber Joachim
ich habe eine herzliche Freude über Ihren lieben Geburtstagbrief aus dem herrlichen Florenz gehabt – ich fühlte so die Freudigkeit Ihres Gemüths heraus, in die die wunderbare Stadt mit ihren Kunstschätzen Sie versetzt. Ich möchte, ich könnte Ihnen eben so antworten, aber, erstlich könnte ich es ja gar nicht so schön aussprechen wie Sie, dann aber stecke ich, kaum wieder hier, in allerlei unangenehmen Geschäften, die leider das sonst so ersehnte „home“ Einem gleich wieder bringt. Fürerst Dank, lieber Freund, und dann aber lassen Sie mich ein Mißverständniß, daß [sic] Herr Levy gemacht, Ihnen aufklären. Er schreibt mir nämlich u. A. er habe Ihnen meinen Wunsch in 2 Kammermusik Abenden bei Ihnen zu spielen mitgetheilt, was mich in ein höchst unbehagliches Erstaunen versetzt, denn es ist einfach gerade umgekehrt, <denn> er sprach den Wunsch aus, und drang in mich, ich möge mich dazu entschließen, nachdem er erst von einem Concert gesprochen hatte, worauf ich nicht einging. Ich erwiderte ihm noch, das werde Ihnen gar nicht angenehm sein, denn ich wisse, daß Sie in den Kammermusik-Abenden kein Clavier gern hätten! – Ich mußte Ihnen dies aufklären, habe übrigens Hrn Levy geschrieben, daß ich kein derartiges Versprechen überhaupt geben könne, wenigstens nicht vorläufig. Ich weiß gar nicht wie ich mir Levy’s Vorgehen in der Sache erklären soll. Hatte er nicht den Muth Ihnen offen zu sagen, daß er die Idee mit 2 Extra-Quartetten gehabt? ich muß es fast vermuthen, finde es aber nicht nett. Bald sehen wir Sie ja wieder hier, worauf wir uns herzlich freuen, und, was werden wir hören? Ihrer lieben Kinder Besuch in München verfehlt zu haben, that mir sehr leid. So denn, auf baldiges Sehen und Hören.
Getreuest
Ihre
Clara Sch.
|