Obersalzberg d. 29 Aug. 1887.
Lieber Joachim,
so eben empfing ich Ihren lieben, viel verheißenden Brief, und eile Ihnen einen mir reizend erscheinenden Vorschlag zu machen, nämlich den, daß Sie, statt in Frankf., in Baden-Baden Rast, und Probe des Concerts machen. Wir gehen nämlich von hier am 3ten Septbr, bleiben 2 Tage in München, und gehen dann noch für den Septbr, gutes Wetter vorausgesetzt, nach Baden-Baden. Brahms u. Hausmann werden gewiß mindestens eben so gern dahin kommen, als nach Frkf. Ich werde mir ein Instrument miethen, u. ein geräumiges Zimmer haben. Bitte, bitte, lassen Sie mich rechtzeitig hören, was geschieht? ich wollte in Baden noch etwas Massage f. m. Arm gebrauchen. Adr. bis 3ten hier, dann bis 5ten Hôtel Marienbad München, dann Baden-Baden Postlagernd. Ich werde diesmal nicht in Lichtenthal, sondern in der Stadt wohnen, es ist im Herbst gewiß gesünder. Für die Daten haben Sie Dank, aber, abgeändert darf nichts werden, und nun gar bei Ihnen, wo Alles aneinanderhängt. Ich kann es ja viel eher einrichten. Wolff schrieb ich, wäre sein Engagement f. d. Singacademie, so nähme ich es an, aber i. d. Philh. nicht. Darauf schrieb er wieder, er wolle es i. d. Singacademie arrangieren, könne mir dann aber nicht dasselbe Honorar geben, da er im günstigsten Falle nur so und so viel einnehmen könne. Diese Aus einandersetzung war mir nicht angenehm, und, wenn wir es mit dem Programm so machen, wie wir es neulich besprochen (m. d. Var. v. Schumann) dann kann ich auch <das> ein Concert mit Ihnen gemeinschaftlich geben. Darüber sprechen wir vielleicht bald mündlich. Lassen Sie ja nicht zu lange in Unsicherheit wegen der Probe
Ihre alte ergeb
Clara Sch.
Empfehlen Sie mich, wenn die Etiquette es erlaubt Ihrer Majestät und der Königl Hoheit angelegentlichst.
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