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ID:
12678

Geschrieben am:
Dienstag 02.12.1890

Frankfurt a/M d. 2 Dec. 1890.

Liebste Frau Franz

nur ein Dankes-Wort, daß Sie mir so freundschaftlich ausführlich über Ihre theuere Mutter schrieben. Es war doch so trostreich für Sie, daß Dieselbe nicht lange gelitten hat. |2| Aber wie beklage ich die liebe Schwester, daß sie nicht mehr früh genug kam, die Mutter noch zu sehen, noch einmal den liebenden Mutterblick auf sich ruhen zu fühlen. Das war hart! – Es ist so schwer das Leben, das |3| Verlieren unserer Liebsten, die uns nie ersetzt werden können!

Sie wollten von mir wissen, und ich kann Ihnen, Gott sei Dank, sagen daß ich zwar täglich oder stündlich mit den einen oder anderem kleinen Leiden kämpfe, aber doch gesund und kräftig genug bin meinem |4| Wirkungskreise zu genügen, und noch Freude daran zu haben. Meine Töchter, die herzlichst grüßen, sind wohl, und immer neue Schutzgeister.

Leben Sie wohl mit all den Ihrigen. Mit Schmerz müssen Sie auf das alte Jahr zurückblicken, aber doch auch mit Dank für den Schatz, den Sie in Ihren Kindern besitzen.

Getreu Ihre Cl. Schumann

Ich habe neulich Chopins F moll Concert im Museum gespielt, und große Freude gehabt, auch durch die Aufnahme des Publikums.

An die lieben Fellinger’s meine Grüße.

[Umschlag]

Frau Doctor

Anna Franz

Wien I

8 Elisabethstrasse.

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Franz, Anna geb. Wittgenstein (478)

Empfangsort:

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 4
Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020
ISBN: 978-3-86846-015-5
Seite: 472f.

Standort/Quelle:^*)
A-Wn, s: F103.Franz 59 Mus

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	12678
Geschrieben am:	Dienstag 02.12.1890	Frankfurt a/M d. 2 Dec. 1890. Liebste Frau Franz nur ein Dankes-Wort, daß Sie mir so freundschaftlich ausführlich über Ihre theuere Mutter schrieben. Es war doch so trostreich für Sie, daß Dieselbe nicht lange gelitten hat. \|2\| Aber wie beklage ich die liebe Schwester, daß sie nicht mehr früh genug kam, die Mutter noch zu sehen, noch einmal den liebenden Mutterblick auf sich ruhen zu fühlen. Das war hart! – Es ist so schwer das Leben, das \|3\| Verlieren unserer Liebsten, die uns nie ersetzt werden können! Sie wollten von mir wissen, und ich kann Ihnen, Gott sei Dank, sagen daß ich zwar täglich oder stündlich mit den einen oder anderem kleinen Leiden kämpfe, aber doch gesund und kräftig genug bin meinem \|4\| Wirkungskreise zu genügen, und noch Freude daran zu haben. Meine Töchter, die herzlichst grüßen, sind wohl, und immer neue Schutzgeister. Leben Sie wohl mit all den Ihrigen. Mit Schmerz müssen Sie auf das alte Jahr zurückblicken, aber doch auch mit Dank für den Schatz, den Sie in Ihren Kindern besitzen. Getreu Ihre Cl. Schumann Ich habe neulich Chopins F moll Concert im Museum gespielt, und große Freude gehabt, auch durch die Aufnahme des Publikums. An die lieben Fellinger’s meine Grüße. [Umschlag] Frau Doctor Anna Franz Wien I 8 Elisabethstrasse.
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Franz, Anna geb. Wittgenstein (478)
Empfangsort:
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 4 Briefwechsel Clara Schumanns mit Maria und Richard Fellinger, Anna Franz geb. Wittgenstein, Max Kalbeck und anderen Korrespondenten in Österreich / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Anselm Eber und Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2020 ISBN: 978-3-86846-015-5 Seite: 472f.

Standort/Quelle:^*)	A-Wn, s: F103.Franz 59 Mus
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla