Frankfurt a/M d. 4 März 91.
Lieber Johannes
es drückt mich, daß ich Dir neulich schrieb ich sey mit dem ersten u. letzten Satze des Quintetts noch nicht vertraut! jetzt bin ich es ganz u. gar, und sehr entzückt von Jedem.
Der 1te Satz umschmeichelt Einen so sanft mit seinem ersten und |2| 2ten Thema, dann der wunderschönen Durchführung, die bei Dir immer wieder eine neue Schöpfung <send[?]>ist, dann der letzte, wie originell u. fein, die Zigeuner-Figur als Hauptmotiv, dann am Schluß das herrliche Durcheinander, wie man es im Traume wohl hört nach einem Zigeunerabend in Pest! –
|3| Im letzten Quartett hier, werden wir es ja nun hören! freilich, das Wie ist mit solchen 2ten Instrumenten fraglich. Gar zu gern spielte ich mir den 3ten Satz 2 händig!
Ich wollte nun aber auch fragen, wie es mit Deinem Kommen steht? wir denken jetzt sehr an die ital Seen, aber erst im April wohl.
|4| Ich muß schließen, und hoffe bald manches mit Dir plaudern zu können.
Leb wohl, lieber Johannes, und bleibe gut Deiner
alten
Clara.
Der armen Herzogenberg geht es doch gar nicht gut, sie liegt schon über 6 Wochen, darf sich mit nichts beschäftigen.
[Umschlag]
Herrn
Dr Johannes Brahms.
Wien IV.
4 Karlsgasse.
"Lieber Johannes"
"...es drückt mich, daß ich Dir neulich schrieb, ich sey mit dem ersten u letzten Satze des Quintetts" (in G dur, op.111) "noch nicht vertraut! jetzt bin ich es ganz u. gar, und sehr entzückt ... Der 1te Satz umschmeichelt Einen so sanft mit seinem ersten und 2ten Thema, dann die wunderschöne Durchführung, die bei Dir immer wieder eine neue Schöpfung ist, dann der eltzte wie originell u. fein, die Zigeuner-Figuren als Hauptmotiv, dann am Schluß das herrliche Durcheinander, wie man es im Traume wohl hört nach einem Zigeunerabend..."
"Leb wohl, lieber Johannes, und bleibe gut Deiner alten Clara."
[Kat. J.A. Stargardt Nr. 552: 31./31.05.1961,S. 126, Los 926 (gek.) mit Faksimile]
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