Interlaken d. 17 Septbr: 93
Liebe, verehrte Freundin,
wieder haben Sie meiner so freundlich gedacht mit lieben Worten und reizendem Geschenk, das sofort beim Frühstück in Gebrauch kommen wird, und stets dabei werde ich der lieben Geberin gedenken.
Wir rüsten nun nach Haus, denken bis Ende |2| dieses Monats wie-der in Frankfurt zu sein. Dann verlässt uns auch bald unsere theuere Eugenie zu längerer Trennung, ich füge mich aber hinein, wißend, daß ihr ein Wirkungskreis Bedürfniss ist, und also ihr Befriedigung schafft. Gebe ihr nur der Himmel Kraft, das ist mein flehentlichster Wunsch. Solch ein Kind zu entbehren ist freilich hart, denn sie ist uns ein liebens|3|werther Character und ein höchst begabtes Wesen. Ihnen darf ich dies wohl sagen, haben Sie mir doch immer die wärmste Theilname erwiesen, und kennen mich genug, in mir keine eitle Mutter zu finden.
Marie und Eugenie empfehlen sich Ihnen auf’s herzlichste mit mir Ihrer, Ihnen verehrteste Freundin, dankbarst ergebenen
Clara Schumann.
[Am oberen Rand Seite 2, auf dem Kopf] An Ihre lieben Kinder schönste Grüße.
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