Frankfurt d. 10ten April
Lieber Herr Levy!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre abermalige gütige Einladung, der ich aber zu meinem wahren Leidwesen nicht folgen kann. Ich bin seit dem neulichen Einbruch bei uns noch so erregt, dass ich mich in dem Zimmer, wo ein Fenster auf die Strasse u. das andere in das Gewächshaus geht, so fürchten würde, dass ich in der Nacht kein Auge zuthäte. Zudem wäre es mir auch ein drückendes Gefühl, wenn Sie dieses schöne Zimmer für mich zum Schlafzimmer einrichteten. So muss ich denn diesmal auf die Freude mit Ihnen Beiden zu leben verzichten. In der Ueberzeugung, dass Sie mir gern einen Gefallen thun, hätte ich aber die große Bitte, ob Sie mir in einem Hôtel Wohnung bestellen wollten. Ich dachte im Kaiserhof wäre es vielleicht am bequemsten. Sollte da nichts sein, so wäre etwa Hôtel de Rome od. Hôtel de Saxe. – Ich brauche 2 ineinandergehende Zimmer, jedes mit einem Bett, im ersten, höchstens zweiten Stock, u. nicht nach Norden, auch nicht abgelegen, sonst fürchte ich mich. – Ich würde mich direct an den Kaiserhof wenden, wenn ich nicht dächte, dass, da es dort immer sehr besetzt sein soll, keine Rücksicht auf mich genommen würde, wenn nicht ein Berliner sich der Sache annimmt. – Wir denken Dienstag Abend anzukommen, Marie wird mich begleiten. Ich sehe einer freundlichen Antwort entgegen. In Bezug auf die Zimmer möchte ich Ihnen noch sagen, dass ich keinen Anspruch auf grosse Eleganz mache; wenn Sie nur freundlich sind.
Verzeihen Sie, die Bemühung. Ferdinand ist, wie Sie wissen, den ganzen Tag in Anspruch genommen, ebenso mein Bruder; letzterer auch nicht sehr practisch, unter uns gesagt.
Alles Weitere hoffe ich bald mündlich mit Ihnen zu sprechen u. freue mich sehr Sie zu sehen. Mit herzlichsten Grüssen an Sie Beide Ihre
Clara Schumann.
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