Frankfurt a/M d. 6 Septbr 92
Meine theuere Lida,
sehr betrübt bin ich, daß ich meine Reise zu Ihnen, die ich mir so schön eingerichtet hatte, nun nicht antreten kann, aber das Schlimmste dabei ist doch, daß Ihr Unwohlsein der Grund Ihrer Absage ist, und würde ich schon deswegen Ihren lieben Vorschlag nicht annehmen können. Ich würde mich viel zu sehr beunruhigen Sie am Ende, wenn ich auch nicht bei Ihnen wohnte, doch durch meine Besuche anzugreifen. Ach nein, liebste Lida, lieber warte ich, bis Sie wieder wohl sind, und kann dann dennoch, um Ihnen gar keine Lasten zu machen, in’s Hôtel gehen. Ich hatte mich so eingerichtet daß ich mit Eug. die morgen nach England [geht], bis Cöln gereist wäre, und mit Steinmetzens am 12 oder 13ten wieder hierher zurück, aber, ich werde schon sehen, daß ich später auch Begleitung finde, vielleicht ermöglicht Marie es, daß sie mich wenigstens abholt.
Nun, meine liebe theuere Lida, bitte, senden Sie mir jetzt sehr bald wieder eine Postcarte wie es Ihnen, und Ihrem Mädchen geht, denn diese abscheuliche Cholerine beunruhigt Einen doch.
Daß es Ihnen gestern schon wieder besser ging ist mir ein Trost, und so hoffe ich trotz Allem auf ein baldiges Wiedersehen.
Die Trennung von Eug. ist mir sehr schwer, und wir gehen einem recht einsamen Winter entgegen! –
In treuer Liebe
Ihre
Clara.
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