Hamburg d. 18 März 1850
Liebste Emilie,
1 000 Dank für Ihre erfreuliche Nachricht, die mich ganz vergnügt machte, auf die ich aber auch mit gröster Ungeduld gehofft hatte! nun aber gleich zu einigen häuslichen Angelegenheiten! Sie scheinen mit den 10 Thalern, die ich geschickt, so umgehen zu wollen, daß Sie Alle dabei verhungern! bitte Liebste, thuen Sie das ja nicht, das wäre mir zu schrecklich, wenn ich denken müßte meine Lieben zu Hause sollten darben! nein, da wäre ich außer mir! wenn das Geld alle ist, so bitten Sie Herrn Bartheldes noch um 10 Th. die 4 Thaler geben wir ihm wieder, wenn wir zurück kommen. Essen Sie auch alle Abend eine Suppe? einmal Suppe, einmal Warmbier, auch einige Mal Chocoladensuppe (dazu lassen Sie 1/2 £ Chocoladenmehl holen, das ist gerade so viel Sie brauchen), und ist denn das Essen, was Johanne macht auch nicht gar zu schlecht? das ängstigt mich, |2| wenn Sie nun bei all Ihrer Mühe und Aufopferung nicht einmal genießbares Essen hätten! lassen Sie ja Fleisch kochen, wenigstens 4 Mal wöchentlich.
Wegen der Friederike wäre mir es lieb wenn Sie mir schrieben, was sie für eine Person ist? dann wegen der Anderen an Rosalien’s statt, da wäre mir’s lieb könnten Sie einmal zu der Malchen gehen, die immer bei Mathilden war, und mir sehr wohl gefiel; Johanne weiß sie wohnen, auf der Rampischen Gasse; kann sie, so miethen Sie sie für d. 1sten April und geben ihr 15 Ngr Miethgeld. Lohn gebe ich ihr monatlich 2 Thaler, kann mich überhaupt nur monatlich verpflichten. Es wäre mir lieb bekäme ich Dieselbe.
Ueber Mariechens gutes Zeugniß hab ich mich sehr gefreut, hörte ich doch Dasselbe auch von Lieschen! ich brächte ihr so gern auch Etwas mit, wenn sie artig wäre! wie freue ich mich auf Ferdinand und Ludwig! und Julien auch nicht zu vergessen, die kleine Nuß! fragen Sie |3| die Kinder Jedes, was sie sich wünschen? freilich darf es nichts sehr kostbares und nicht schwer transportables <zu> sein. <Es> Sie können mir einen Wunschzeddel von Jedem, der artig gewesen, mit schicken; ich will dann sehen was zu thuen ist.
Wann wir kommen ist noch nicht entschieden, doch denke ich jeden¬falls d. 25 oder 26ten. Wir erwarten nur noch Brief von der Lind, der uns melden soll, wo wir mit ihr zusammentreffen können, entweder hier oder in Berlin. Schreiben Sie mir, was sie in ihrem Concerte gesungen hat, und überhaupt wie es war? ich kann mir es zwar schon denken, doch möchte ich gern Ihr Entzücken hören.
Marie v. Lindemann sagen Sie meinen freundlichsten Dank für ihren lieben Brief! zum antworten [sic] bleibt mir leider keine Zeit! – Morgen hab ich hier mein Concert und Donnerstag in Altona; da giebt’s Proben die Menge!
Wir haben seit einigen Tagen förmlichen Winter! sitzen Sie ja mit den Kindern in keiner kalten Stube! sind die Kohlen alle, so lassen Sie gleich neue fahren. – Rosalien sagen Sie doch in jedem Falle auf; obgleich ich’s nicht gern thue, während sie krank ist, so glaube ich sind doch die Gesetze der Art, daß ich es muß, damit sie doch weiß woran sie ist. Sie können ihr ja sagen, ich nähme sie vielleicht später wieder, wenn sie wieder ganz gesund ist. Erkundigen Sie Sich genau wie [weit] meine Verpflichtungen gehen, sonst kostet mich die Geschichte wieder viel Geld.
Schließlich Küsse Allen, Ihnen, wie den lieben Kleinen. Ich freue mich ungeheuer auf sie! Mittwoch ┌früh┐ schreiben Sie mir noch einmal hierher, ich schreibe Ihnen dann wieder, wo Sie das nächste Mal hinschrei¬ben. Addio!
Diese Zeilen müssen Sie meiner Rechnung nach Mittwoch bis Mittag erhalten. Schreiben Sie mir, ob es so war! – Meine liebe Emilie, wie bin ich Ihnen dankbar!
Eilig
Fräulein
Emilie Steffens
Abzugeben bei dem Herrn
Dr Robert Schumann
Frei
Dresden.
Große Reitbahngasse
Nro 20, 1ter Stock.
NB: Mir fällt eben ein, daß Sie ja diesen Brief erst Mittwoch erhalten, also nicht Früh schreiben können, so thuen Sie es dann gleich nach Emp¬fang Dieses! sollte er mich nicht mehr hier treffen, so wird er (ich mei¬ne Ihren Brief) mir nach Berlin nachgeschickt, Sie müssen ihn nur gleich schreiben und abschicken, vielleicht eilig darauf schreiben.