23.01.2024

Briefe



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ID: 13940
Geschrieben am: Samstag 29.06.1850
 

Leipzig d. 29 Juni 1850
Meine liebste Emilie,
mit freudigem Herzen schreibe ich Ihnen heute, nachdem gestern die zweite Aufführung der Oper stattgefunden; Ich wünschte Sie wären da gewesen! die Aufführung war bei weitem besser als die Erste, das Haus zum brechen voll, der Enthusiasmus weit mehr, als das erste Mal, wie es ja überhaupt mit meines Mannes Compositionen immer so geht, daß <sie> man sie erst bei mehrmaligem Hören lieb gewinnt. Der dritte Act kam <he> gestern ganz anders heraus und gerade bei der Briefscene gaben sie sich große Mühe, die denn aber auch ganz herrlich zur Geltung kam. Beim Erscheinen wurde mein Mann mit großem anhaltendem Beifall begrüßt, und am Schluß gerufen. Morgen ist die Oper wieder, und nun will |2| sie sich mein Mann einmal von weitem anhören. –
Was unser Kommen betrifft, so schiebt sich das doch immer wie¬der hinaus. Der hiesige Pauliner-Verein feyert am 4ten July sein 25 jähriges Jubiläum, und will da ein neues Stück meines Mannes für Männerchor singen. Nun hat der Vorstand ihn dringend gebeten, dasselbe selbst zu dirigieren, bleiben wir also noch bis Freitag weg. Gebe nur Gott, daß die Kinder gesund bleiben – mit Ferdinand ängstige ich mich! schreiben Sie mir ja gleich wieder! – Wie geht’s den Kleinen und Großen? was wünscht Julie sich? ich habe ihr ein reizendes Wickelkindchen bestellt, ob ihr das lieb sein wird? Ludwig bekommt Soldaten und ein schönes Bilderbuch! –
Nun noch Eines: sagen Sie Paulinen |3| gleich nach Empfang Die¬ses zum ersten August auf, versäumen Sie aber ja nicht es vor dem 1ten July zu thuen; ich denke wir werden zum Anfang des August’s fortgehen! –
Ich habe entsetzlich viel heute zu schreiben, und muß deshalb schlie¬ßen. Grüßen Sie Marie v. Lindemann, Frl. Gehe, und auch die Malinska schönstens von mir.
Den Kindern meine innigsten Küsse! der Himmel erhalte sie uns ge¬sund, und auch Sie, die treue Pflegerin! –
Adieu, liebe Emilie! bleiben Sie immer gut
Ihrer
dankbarsten
Clara Schumann.
Fräulein
Frl. Emilie Steffens.
Frei
Dresden.
Große Reitbahngasse
Nro 20, 1ter Stock.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Leipzig
  Empfänger: Steffens, Emilie, verh. Heydenreich, Emilie (3000)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 22
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Dresden / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Carlos Lozano Fernandez und Renate Brunner / Dohr / Erschienen: 2021
ISBN: 978-3-86846-032-2
918-920

  Standort/Quelle:*) CH-SO, s: Autographenslg. "von Burg" Nr. 33, SI 613
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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