Oldenburg d. 27 Nov. 1861
Ein paar Worte, liebster Johannes! ich habe Deine Serenade gestern gehört, welche Wonne hat mir das bereitet! Du weißt, was ich am liebsten gethan hätte, hätte ich Dich gehabt, Du lieber Componist! könnte ich, ich möchte Dir lange lange über jeden einzelnen Tact schreiben, der mich entzückt hat, aber hier sind mir die Minuten zugezählt. Viele Freunde hast Du hier, und das macht mir Oldenburg lieb. Deine Var. habe ich Dietrich auch schon gespielt – er ist natürlich entzückt, wie ich es vorher wußte.
|2| Du mußt diesen Winter noch hierher, gewiß fühlst Du Dich einige Tage recht behaglich. Die Capelle ist ganz hübsch, Dietrich scheint schon viel guten Einfluß geübt zu haben, und was mich namentlich hier anzieht sind die Musiker selbst, die mit Lust spielen, nicht handwerksmäßig, wie fast überall.
Die Geschichte mit Deinem Concert verdrießt mich aber sehr, ich wäre wahrhaft betrübt, kämen die Stimmen nicht mehr! Joachim meinte aber Du müssest noch geschriebene Stimmen haben? sieh doch zu, |3| Liebster, daß Du sie schaffst – ich habe mich so sehr auf das Concert gefreut! –
Ich soll Freitag noch ’mal bei Königs spielen, kann also erst Sonnabend Abend von Hannover kommen. Bitte, bestelle mir die Zimmer, komme aber nicht nach Harb[urg(?)] – ich setze mich dort gleich [in (?)] den Omnibus – frage nur im Petersburg nach.
Das Concert in Hannover war herrlich – die Leonoren-Ouvertüre göttlich. Hättest Du’s doch gehört!
Nun sey mir 1 000mal gegrüßt, lieber Johannes, bis auf Wiedersehen am Sonnabend.
Innigst Deine Clara.
Julie grüßt sehr, auch Dietrich. Ueber Ihn, Strackerjan u. A. mündlich.
|4| Herrn
Johannes Brahms.
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