23.01.2024

Briefe



Rückwärts
	
ID: 14147
Geschrieben am: Montag 19.06.1865
 

London, den 19. Juni 1865. Abends.
Liebster Johannes,
da solltest Du nun Sonntag meine schönsten Grüße in Baden vorfinden, wieviel dachte ich daran, und doch war es geradezu unmöglich zu schreiben, denn so wie jetzt seit 14 Tagen war es noch nie. Was ich zusammenarbeite an einem Tage, das kannst Du Dir gar nicht denken, es ließe sich auch gar nicht beschreiben, wie man hier oft so eine ganze Woche hintereinander lebt. Nun kann ich Dir ja bald alles mündlich erzählen – ach, wie freue ich mich auf so manche gemütliche Stunde, die wir haben werden! –
Mit Deinen lieben Briefen hast Du mir die herzlichste Freude bereitet – habe Dank, liebster Freund.
Du kannst Dir denken, wie erstaunt ich war, Dich in Basel zu wissen. Da werdet Ihr gewiß manch vergnügte Stunde verlebt haben! –
. . . . K. […] Er ist ein zu großer L…. Was Du mir von Deinem Bummelleben schreibst, glaube ich doch nicht so ganz!? Ich denke doch allen Ernstes an einige Überraschungen. Mit Deinen Walzern, das hat mich amüsiert, es war wirklich nur der reinste Zufall, daß ich sie jedesmal gerade, wenn ich an Dich schrieb, zu erwähnen vergaß, denn ich finde sie wie Levi prächtig.
Der arme Joachim hat in letzter Zeit doch recht Sorge um seine Frau gehabt, die recht unwohl war. Es geht ihr jetzt besser, aber stark ist sie nicht. Sie gehen wohl an die See hier in England, kommen erst im Herbst nach Baden. Er grüßt Dich sehr.
Donnerstag abend denken wir nun wirklich abzureisen – wahrscheinlich gerade, wenn Du diese Zeilen beim Nachhausekommen abends findest, schwimmen wir auf der See, der geliebten Heimat zu. Hätten wir nur erst die Eisenbahnfahrt nach Dover hinter uns. – Es ist schrecklich, wie unsinnig die Menschen hier fahren. Freitag abend kommen wir nach Düsseldorf, bleiben dort einen Tag, und wird aus einem Konzerte in Kreuznach, von wo aus man mich dringend aufgefordert, etwas, so gehen wir Sonntag dorthin und kommen dann Dienstag den 27. nach Baden. Ich kann nicht sagen, wie mir’s ums Herz ist, daß das Wiedersehen mit all meinen Lieben nun endlich herannaht. Wie sehr Du zu denen gehörst, weißt Du, liebster Johannes, und so sei mir innigst gegrüßt.
Deine
Clara.
Ich schreibe von Düsseldorf aus genau, wenn ich komme. Marie grüßt schönstens.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: London
  Empfänger: Brahms, Johannes (246)
Empfangsort: Baden-Baden

  Standort/Quelle:*)
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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