Düsseldorf, den 23. Dezember 1865.
Meinen kleinen Weihnachtsgeschenken will ich doch einen recht herzlichen Gruß beifügen – ich hoffe, er erscheint Dir, liebster Johannes, weniger prosaisch, als diesmal mein Geschenk. – Ich dachte wohl an manches Buch, fürchtete aber, Dir bei Deinem Wanderleben damit zur Last zu fallen, auch hast Du ja alles immer gleich, was irgend von Bedeutung. Deine alte graue Reisetasche schwebte mir aber vor, und sie durch eine neue zu ersetzen, erschien mir sowohl praktisch, als angenehm für das Auge. Es soll mich freuen, trägst Du sie auf Deinen Reisen, mit meinen vielen guten Wünschen für Dich dabei.
. . . . Gott sei Dank haben wir von Julie ganz leidliche Nachrichten, sie hat die Gefahr des Nervenfiebers glücklich überstanden, bis zu ihrer völligen Genesung wird es aber noch lange währen. – Ludwig wolle Knall und Fall von Wills fort, und zu meiner Betrübnis mußte ich aus allem ersehen, wie unklar in seinen Begriffen er noch ist! – Du siehst, ich habe wieder ’mal mein gutes Teil Sorgen! Ich will aber jetzt recht fleißig für Wien studieren, das stärkt mir dann wieder die Seele.
Ist das Quintett noch nicht erschienen? Und die Paganini-Variationen?
Ich denke mir Dich recht froh und lustig in Bargheers Familienkreise, da gibt’s doch gewiß ’nen Baum?
Laß bald von Dir hören, lieber Johannes.
Von Herzen
Deine Clara.
|