Wildbad-Gastein d. 24 Juli 1885.
Liebe Frau Volkland,
ich schreibe gleich wieder, um Ihrem lieben Manne zuzureden, daß er die Arbeit der Lieder für H. nicht ausschlägt – es wäre ein Jammer käme da Einer darüber, der nach Gutdünken ohne alle Pietät schaltete u. waltete, wie wir es ja schon erlebt |2| haben! aber der liebe Mann soll sich die Arbeit gut honoriren lassen – unter uns gesagt, mir hat ’mal ein Musiker gesagt, man müsse bei H. immer das Doppelte v. dem verlangen was sie bieten. Ich hoffe mein Rath trifft noch früh genug ein, bleibt aber unter uns! nicht wahr?
Ach, wie gern ginge ich einmal wieder i. d. Schweiz! aber, |3| in meinem Alter, abhängig von so vielen kleinen Dingen, was Comfort betrifft, muß man einen Ort, den man als passend kennt, festhalten, u. so werde ich wohl nie mehr dazu kommen. Lust, Alles kennen zu lernen, habe ich immer, auch den Muth zu reisen, aber, die Kinder fürchten alle Extravaganzen für mich sehr, u. sie haben Recht. Leider bin ich seit 6 Wochen immer etwas unwohl, hoffe aber nach der Cur |4| hier, wenn der Körper zur Ruhe kommt, auf Besserung.
Ihre musikal Berichte haben mich herzlich erfreut! ach ja, bleiben Sie nur in B – die musikal Freuden wiegen doch die kleinen Mißhelligkeiten vollkommen auf. Einige schlechte Elemente giebt es wohl in jedem Co¬mitée.
Die Correcturen (es sind nur gemischte Lieder) schicke ich jetzt nicht, da Ihr Mann genug a. d. Rose ect. zu thuen hat. In Berchtesg. bitte ich ’mal Herzogenberg um eine Durchsicht. Tausend Dank für Alles. Wir reisen am 1 Aug. von hier, am 3ten hoffen wir bei der Moritz einzu¬gehen Lassen Sie ’mal wieder von sich hören, Liebe!
Getreu Ihre Clara Schumann.
Dem Manne das Herzlichste!
Marie grüßt sehr – es geht ihr ziemlich gut – sie ist immer mein Schutzgeist! –
Adr. v. 1 Aug an: Pension Moritz Obersalzberg bei Berchtesgaden.
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