Frankfurt a/M d. 23 Mai 1890.
Liebste Frau Doctorin
einen recht langen Brief wollte ich Ihnen all die Zeit her schreiben, aber ach, ich weiß ja immer gar nicht wie fertig ┌werden┐ mit Allem was an mich kommt! in letzter Zeit hatten wir auch gar so viel Familien-Ange¬legenheiten-Correspondenz, noch dazu |2| der unerquicklichsten Art!
Nun vor allem, wie geht es Ihnen? sind Sie wieder auf? ich hoffe es. Ihre letzte Karte klang doch so viel besser schon, dazu eigenhändig! Was werden Sie nun, wenn Sie mit Gottes Hülfe wieder wohl sind, beginnen? wird der Arzt nicht den Gebrauch irgend eines Bades verordnen? wäre es dann doch Franzensbad! |3| Dahin gehen wir am 1 July, dann 1 Aug. nach Obersalzberg wieder, wonach ich mich wahrhaft sehne – schließlich wird wohl Baden-Baden wieder gewählt werden!
Sie haben wohl gehört, daß Herzogenbergs ihr Haus in Berchtesg. verkauft haben? wie traurig macht mich der Gedanke daran; mit welcher Liebe hatten sich die <>Beiden dies Heim gebaut, u. nun, zerstört all die erhofften schönen Ruhestunden. |4| Wie hart geht das Geschick doch oft mit den armen Menschenkindern um!
Das herrliche Wetter hilft Ihnen gewiß sehr zur Genesung – möchte ich dies bald, wenn auch nur durch Karte, bestädtigt hören! –
Dem lieben Manne Dank für seine Nachrichten, die er mir so getreulich über Sie gegeben, und Ihnen das Allerherzlichste
von Ihrer
alten
Clara Schumann.
Die Kinder grüßen sehr.
[Umschlag]
Frau
Dr Henriette Volkland.
Basel.
Domhof.
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