Frankfurt a/M d. 16 Juni 91.
Meine lieben Freunde,
wie so theilnemend haben Sie Beide mir geschrieben, wie wohl thut uns das in unserem neuen großen Leide. Und doch müssen wir dem Himmel danken, daß der |2| Arme, Kranke erlöst wurde, denn die Aerzte constatirten den förmlichen Ruin aller seiner Organe durch die narcotischen Mittel, die er, ohne daß wir es wußten, täglich nahm. Der größte Kummer ist mir sein langes Leiden, sein gänzliches Verzichtenmüssen auf Lebensfreuden, und das Traurigste, seine Ehe, die ja geradezu entsetzlich war. Das |3| Alles ist hart für ein armes Mutterherz. Ich kann Ihnen nicht viel Gutes von meiner Gesundheit sagen, bin seit März immer unwohl gewe¬sen, und Baden hat auch nicht viel genützt. Wir hoffen nun von unserem alten Franzensbad <und> (im Juli) u. Obersalzberg (im August). Wie leid ist es uns, daß wir Sie nie im Sommer treffen! doch haben wir die Hoffnung im Herbst Sie zu sehen. Vonder Muhlls |4| haben mir schon lange das Versprechen eines Besuches in ihr neues Haus abgenommen, und, wills Gott, wollten wir denselben im Septbr. ausführen. Sie aber nicht mehr auf dem Domhof zu finden, wird mir sehr leid thuen.
Herzogenbergs kommen morgen nach Nauheim – das sind arme, hart geprüfte Menschen! Ach, so viel Leid überall, und so viel Unglück! wir sind ganz außer uns über das Basler Unglück! es sind doch keine Freunde von Ihnen verunglückt?
Leben Sie wohl, liebe beiden Freunde, nehmen Sie den wärmsten Dank für Ihre treue Theilname von uns Dreien. Ihre alte Cl. Sch.
[Umschlag]
Herrn und Frau
Dr Volkland.
Basel.
(Schweiz.)
Domhof.
|