Interlaken. 19. 2. 92 Hotel Ober.
Liebe Frau Volkland!
Herzlich erfreut hat mich Ihr lieber Brief, aus dem ich endlich erfuhr, wie es Ihnen geht. Leider waren Ihre Nachrichten doch nicht befriedigend u. man muß für Ihren lieben Mann auf eine gute Nachwirkung hoffen. Ach, wie gern wären wir mit Ihnen zusammen in Heiden gewesen; aber der Umstand so |2| großer Entfernung von Eugenie bestimmte uns schließlich doch, hierher zu gehen. Die Natur hier ist ja nun auch ganz herrlich, u. besonders genießt man sie bei längerem Aufenthalt. Wir sind im ganzen doch so vom Wetter begünstigt, daß wir, mit Ausnahme einiger Tage, immer im Freien sein konnten, was für mich ganz besonders wichtig ist. Wir denken, auf Anrathen des hiesigen Arztes, auch ruhig bis gegen Ende August hier zu bleiben, so lange die Hitze nicht unerträglich wird, wozu es doch |3| nicht den Anschein hat. Ich denke, wir gehen dann noch an die Ital. Seen.
Von Eugenie sind die Nachrichten viel besser – Fillu ist mit ihr.
Mit meinem Befinden habe ich noch nicht Ursache, sehr zufrieden zu sein. Das Dröhnen im Kopf dauert ununterbrochen u. ändert nur zuweilen stundenweise in der Stärke, was dann schon (wenn es schwächer tönt,) eine Erleichterung ist. Leider ist auch mein Arm, wie <s>Sie aus dem Diktat sehen, noch nicht besser, aber ich habe doch viel Genuß dadurch, daß ich mich zu einem |4| Fahrstuhl entschlossen habe u. <dadurch> die lieblichen Orte in nächster Umgebung genießen kann; u. Marie die so sehr nötigen Spaziergänge nicht, wie die vergangenen Sommer, oft einbüßt, (da sie mich doch nie gern allein ließ) sondern nun auch gehörige Bewegung täglich <hat> in freier Luft hat.
Machen Sie mir doch die Freude, mir einmal später von Heiden aus wieder zu schreiben, wie es Ihrem lieben Mann jetzt geht, u. wie Sie in Heiden mit den Freunden leben? Den lieben, armen Herzogenberg grüßen Sie doch vielmals von uns.
Alles Gute Ihnen Beiden wünschend,
Ihre
von Herzen ergeb
Clara Schumann.
Schönsten Gruß von Marie.
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