d. 21 Juli 1873. Lichtenthal 14.
Verehrteste Frau,
verzeihen Sie freundlich wenn ich Sie mit einer Anfrage bemühe, durch deren Beantwortung Sie mich zu bestem Dank verpflichten. Ich höre nämlich von einer Bekannten, daß auf einem Programm in Wiesbaden am 17t Juli mein Name gestanden, und ich dachte, es würde Ihnen wohl nicht schwer werden zu erfahren, wer diese Dreistigkeit gehabt? es ist nie die Rede davon gewesen daß ich dort spielen sollte, und fällt auf mich der Verdacht im Stich gelassen zu haben.
Bitte, liebe, verehrte Frau, forschen Sie ’mal gütigst nach. Sehr möglich ist es daß ich Sie im Octbr. (Anfangs) oder Ende Septb in Wiesbaden, wo ich eine kleine Cur für meinen Rheumatismus gebrauchen soll, sehe – wie herzlich freuen würde mich das! –
Indem ich Sie und Ihren Herrn Gemahl angelegentlichst grüße verbleibe ich in besonderer Hochachtung
Ihre
ergb
Clara Schumann.
P. S. Ich hielt erst die Sache nicht der Mühe werth, aber heute wieder kam eine Dame mit der Frage, warum ich in Wiesbaden nicht gespielt, ob ich unwohl gewesen sey? nun, meine ich, muß ich doch auf den Grund zu kommen suchen.
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