Leipzig im August 1834
Mein lieber Silcher
Als einer der Redakteure der neuen Leipziger Zeitschrift für Musik bin ich von meinen Kollegen, den HH. Friedrich Wieck, Robert Schumann, Julius Knorr beauftragt, Sie, mein lieber Musikdirektor, als Mitarbeiter für dieß jugendlich blühende Unternehmen zu werben.
Wahre, reine Liebe zur Kunst ist es, welche die Leipziger Künstler bewogen hat, dieß Blatt zu gründen. Es soll das Gebiet der Tonkunst in seiner großartigen Vielseitigkeit umfassen. – Seine Tendenz ist, den Musiker auf das Ideale, auf das Poetische seiner Kunst hinzuweisen. – In der Kritik herrscht unerbittliche Strenge gegen alles Seichte, gegen schaale Vielschreiberey, und berühmte Namen halten nie ab, schlechte Werke in ihrer Blöse zu zeigen. Dagegen werden Komposizionen, in denen sich künstlerischer Beruf geltend macht, oder solche, welche den Saamen künftiger musikalischer Blüthetage in sich tragen, hervorgehoben und das Publikum wird durch öftere Besprechung ein u. desselben Werkes auf ausgezeichnete Werke aufmerksam gemacht.
Wie ich Sie kenne, bey Ihrem regen, thatkräftigen Eifer für die gute Sache, zweifle ich beinahe nicht an Ihrer Zusage, der Redakz. der neuen Zeitschr. von Zeit zu Zeit musikalische Artikel liefern zu wollen. Die Themas, (wie wäre das des Schwäbischen [Vo]lkslieds?) die Form, die Größe, (nur ausnahmsweise über einen Druckbogen für einen Aufsatz): dieß Alles mögen Sie selbst bestimmen. Unser Verleger, H. Hartmann honorirt den Druckbogen mit 2 Louisd’or’s. – Zugleich bitten wir Sie, da zum Komponiren vorzüglich geeignete Gedichte in die neue Zeitschr. aufgenommen werden sollen, daß Sie sich – wenn Sie sonst Gelegenheit dazu haben – von einem oder dem anderen Schwäbischen Dichter solche Lieder verschaffen mögen, um dieselben der Redakz. zu senden. Unter der Add. an die Redakz. der n. Zeitschr. f. Musik durch H. Buchhändler C. H. F. Hartmann in Leipzig wird die Redakz. alle Ihre Zuschriften richtig erhalten. Wenn Sie es vorziehen sollten, an mich persönlich zu schreiben, so werde ich Ihren Brief mit der Add. „Ludwig Schunke, durch H. Buchhändler C. H. F. Hartmann“ bestimmt richtig empfangen. Schicken Sie Ihre Zuschriften durch Post oder durch andere sichere u. nicht zu langsame Gelegenheit. Grüßen Sie Ihre liebe Frau und Bruder Gustav im Stift von
Ihrem
aufrichtigen Freunde
Ludwig Schunke
Zugleich ersuche ich Sie, dieses Unternehmen so weit möglich durch kräftige Verbreitung zu unterstützen. Hierbei einige Probenummern.
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