Freitag.
Liebe Freundin
Mir ist unser Programm in jeder Fassung recht – das Einzige was mir darin nicht gefällt sind meine Stücke! NB. Wollen Sie statt meiner Stücke das Fdur im Volkston von Schumann und Ihre (d. h. auch meine) Romanzen? Ueberlegen Sie’s ordentlich: mir wär’s lieb, ja lieber. Aus meinen Sachen machen sich die Leute doch nichts. Sonst glaube ich daß Schum’s Symph. Etuden reichlich eben so sehr mit Haydn contrastirten als B’s Chrom. Fant. Wollen Sie aber die H’sche Sonate zu Anfang, die Beeth’sche hingegen zum Schluß setzen, so ist’s mir recht: gewonnen wird meiner Meinung nach nicht viel, denn auch die lichte sonnigwarme Empfindung in der letzten sticht eben so sehr gegen <> Bach u. Schum. ab, wie Haydn’s sorglos anmuthige Charakteristik. Also, um nicht mehr zu friedländern: „Wie Sie wollen“ – Wollen Sie nicht wenigstens am 4ten in Dresden spielen, mich bitte ich nicht zu schonen; die Reise mit Ihnen dahin würde mir Erholung sein. Bitte sagen Sie Dr Härtel und Herrn Preusser officiell von mir, daß ich am 6ten nicht im Gewandhaus spielen kann, meiner Hannover’schen Concerte wegen, falls ich heute nicht mehr dazu käme es heute zu schreiben. Ich kann mein Spiel in dem Leipziger Concert später mit Hamburg vielleicht vereinigen. Heut bin ich recht müde; ich hatte eine mehr als 3stündige Probe der B dur Sinfonie v. B. und der Faniska-Ouv. von Cherubini: herrliche Werke mit vielen Feinheiten und großen Schönheiten. Hätten Sie’s hören können!
Der Ihrige
J. J.
Frau Klara Schumann
Leipzig
bei Herrn Preusser
Quer-Str.
fr
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