Liebe Frau Schumann
Natürlich will ich an Chappell schreiben; nur fürchte ich daß es nicht viel nützen kann. Sein Interesse ist es zu sehr für Künstler thätig zu sein, die ihm Jahr aus, Jahr ein dienstlich für seine Unternehmungen sind, als daß er viel Mühe daran wenden sollte einer fremden, noch so bedeutenden Erscheinung zu nützen. Indeß schaden kann’s ja auch nicht! Also Sie werden doch wahrscheinlich wieder das liebe Insulanervolk aufsuchen? Ich habe zu Zeiten ordentlich Heimweh nach den alten schönen Bäumen in manchen Squares, und nach dem buntbewegten Leben und der eigenthümlichen Einsamkeit die einen gerade in dem Gewühl beschleicht und nach den Park’s hinzieht. Kurz es ist doch vieles herrlich in dem dear, dear London! Aber ich will fest dabei bleiben diesen Sommer herzhaft zu arbeiten, und im Herbst nach Wien und Pesth zu ziehen. Einstweilen bleibe ich hier; habe aber zugesagt Pfingsten in Düsseldorf zu spielen. Wäre ich nicht durch ein Versprechen in Hildesheim zu spielen (für den alten Heinemeyer) nächste Woche hier gefesselt, ich hätte Sie am Ende in Dresden aufgesuchten [sic]. – Morgen ist der Königin Geburtstag und letztes Quartett. Wir spielen Es dur v. Mozart, A mol von Rob. Schum., und C mol v. Beeth. Wenn Sie herkommen, und zeitig genug schreiben, möchte ich trachten Ihnen das Ungar. Concert, u. vielleicht das Schubert’sche Duo zu spielen, das ich gern hörte bevor ich’s an Spina sende, oder Brahms 2te Serenade. Versprechen kann ich’s freilich nicht. Grüßen Sie die Dresdner Freunde, namentlich Rietz.
Der Ihrige J. J.
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