Liebe Frau Schumann
Ihre telegraphische Depesche scheint anzudeuten daß Sie wenigstens in den allernächsten Tagen nicht kommen. Es ist mir sehr fatal, vom König die abschlägige Antwort bekommen zu haben, denn da ich erst am 10ten bestimmt fortkönnte, und Anfangs December wieder hier sein soll so ist das so gut. Meine Eltern hatten sich schon so sehr darauf gefreut! Und es ist Alles so unnütz; bloß weil die Großfürstin6 Anfangs November herkömmt und also dann möglicher Weise einen Abend musicirt würde! Ich hatte es für eine bloße Formsache gehalten den König überhaupt noch zu fragen, und nun spielt er diesen Streich, nachdem er sich die ganze Zeit nicht um mich gekümmert hat, so lange ich hier bin. Er soll ein ziemlich schiefes Gesicht gezogen haben, als Platen meinen Wunsch nach Wien zu gehen vortrug. Jetzt brauchte er mich nicht, aber wenn die Großfürstin kömmt, müßte er mich hier haben! Nun es bestärkt mich in meinem Vorsatz! Hatten Sie schon Säle bestellt? Können wir es im März nachholen? Dann bin ich frei. Wenn Sie nicht kommen, so schreiben Sie wohl gleich. Ihre Honorar-Angelegenheit wird Platen besorgen. Warum ließen Sie gar nichts hören? Ich bin fürchterlich erkältet, so daß ich kaum aus den Augen sehen kann. Trotzdem gieng gestern das Quartett sehr gut von Statten. Hätten Sie zugehört!
Herzlich
Ihr
Joseph J.
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