Liebe, gute Frau Schumann
So herzlich leid es mir in innerster Seele thut, nicht am 21ten mit Ihnen musiciren zu sollen, so muß ich doch für diesmal darauf verzichten. Das Unglück ist, daß ich einen Chef habe, der mir gegenüber weder den Muth besitzt etwas abzuschlagen, noch dem König gegenüber die courage etwas zu verlangen! So muß ich immer fürchten, daß aus dem kleinsten Schritt die unangenehmsten Collisionen entstehen, Schwätzereien, die mir, da Sie, verehrte Freundin, am Ende dem Hof gegenüber als Veranlasserin zu rücksichtlosem Urlaubbitten genannt würden, doppelt unangenehm wären. So viel für heute; ich schreibe dieser Tage wieder, denn in Leipzig habe ich manches Mittheilenswerthe, (Angenehme) erlebt. Ich muß die Korrekturen meines Concerts zu Härtels schicken, die gern wollen, daß ich am 19ten aus gedruckten Stimmen spiele. So denn nur einen herzlichen Gruß an alle, da die Zeit „so kurz“ ist.
Der Ihrige
Joseph J.
Frau Dr Clara Schumann
Berlin
Pr Ad. des Herrn F. Mendelsohn [sic]
Gensd’armes Markt, 42.8
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