Verehrte Freundin
Leider muß ich Sie heute mit einer Concert-Angelegenheits-Frage plagen. Platen hat nämlich den Tag unseres 2ten Concertes abändern müssen, und ich soll Sie nun fragen: ob Ihnen statt des 30ten Novembers der 23te Novbr, oder der 7te December paßte. Wir würden uns hier nach Ihrer Bestimmung einrichten, bitten aber eben deswegen um baldigen Bescheid. Es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie mir gerne das Mozart’sche C-mol Concert einüben wollen; aber wenn es Ihnen nur im geringsten Sorge macht (Stimmen herbei zu schaffen etc.) so erfüllt ja auch das Dmol Concert vollkommen seinen Zweck; ja vielleicht ist das den Hannoveranern gegenüber praktischer, eingänglicher. Es sind ja alle diese Sachen Juwelen; mir liegt nur daran ein Mozart’sches Klavier-Stück mit Orchester einmal einzuführen, und wer könnte das besser als Sie! Vielleicht spielen Sie dann im 2ten Theil gewisse Variationen in B-dur – ? Noch muß ich mit Entzücken oft daran denken. B-dur ist eine glückliche Tonart für Johannes; eben habe ich von der Post sein Sextett holen lassen. Sagen Sie ihm, bitte, ich wollte es morgen besorgen, mit vielen Grüßen; auch an Fräulein Julie. Daß Sie nicht hierher kommen sollen (wollen), wird von der Königin sehr bedauert, wie mir Frl. von Gabelentz sagt. Ich glaube, Frl. von Rhaden schrieb mir, sie hoffte Sie in Berlin selbst zu sprechen; da wird sie Sie vergeblich aufgesucht haben! Bald von Ihnen zu hören hoffend
Ihr altergebner
Joseph Joachim
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