Liebe Frau Schumann
Heute ist der elfte September, und übermorgen ein schöner Tag für uns, zu dem ich gerne meine herzlichen Glückwünsche nach Baden schickte; mögen sie Sie und die lieben Ihrigen recht heiter und vereint im neuen Hause antreffen! Ich denke wie wir vor 2 Jahren an dem Tag gute Reisegefährten waren, und wünsche, daß es sich bald wieder so wie damals fügen möchte, wo wir so vergnügt den Rhein hinauffuhren. Wäre das Münchner Fest nicht, wir würden über Baden nach Haus gereist sein, wie wir’s getreulich vorgehabt hatten, und hätten den Tag mit Ihnen verlebt, Ihre neue Heimath kennen zu lernen. Nun wollen wir übermorgen in Ischl zu bringen, das wir noch nicht kennen, und wo wir eine Tante (Fanny) zu besuchen haben, die meine Frau kennen lernen soll. Dort ist, wie ich höre, auch Frau Frege, und mit der und Fräulein Asten werden wir Ihr Wohl trinken! Ich habe seit Ihren lieben Zeilen mit Perfall über Sie korrespondirt, da ich durchaus nicht ein 3tes Mal spielen möchte wenn Sie es nicht auch thun wollen. Er vertröstete mich auf meine Überredungskunst in München; er habe vergebens versucht Sie dafür zu stimmen. Sie dürfen mir das durchaus nicht anthun, mich von den Leuten, denen ich die Correspondenz ja nicht vorlegen kann, für einen zudringlichen Geiger halten zu lassen, und müssen einige Scarlatti’sche Stücke mir zu lieb noch einschieben. Ich werde sonst vor der Chaconne ohnmächtig, und will mir’s für alle Fälle von Ursi einstudiren lassen; sie muß dergleichen schon in einer Rolle zu spielen gehabt haben, hoffe ich! Ich will heute in einer Probe hier ein paar kleine Mozart’sche Violinconcerte (Mscrpt) mit Orchester spielen, die zwar nicht bedeutend sind, aber doch hübsche Sätze enthalten. Auch dabei will ich Ihrer gedenken, als Ihr alter, verehrungsvoller Musikkamerad
Joseph J.
Grüßen Sie Frl. Leser und Jonghe. schönstens, bitte.
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