Am 23ten Decbr
Liebe, gute Frau Schumann
Unser kleiner Weihnachts-Gruß sollte gestern zur Post, verspätet sich aber, da meine Frau Raben zur Stadt geschickt hatte, mit allerlei Heimlichkeiten! So hat denn die weite Entfernung doch ihre Schattenseiten bei der Wohnung. – Das Büchlein dient Ihnen wohl liebe Briefe hineinzulegen, oder abzuschreiben, und bei den Holzschnitten erinnern Sie Sich wohl auch gerne der herrlichen Eisenacher Romantik. Leider sind die Mozart’schen Concerte noch nicht wieder fortgesetzt; mich wundert es sehr, und ich hatte eigentlich auf die gerechnet. Mögen Sie mit Frlein Leser, mit Bendemanns und den beiden Lieben recht ruhige, festlich schöne Tage haben! Ich freue mich die 9te mit dem Gedanken an Sie vorzubereiten; am 16ten dann, so Gott will. Doch muß ich Sie noch ersuchen statt der Mendelssohn’schen Capr. lieber etwas anderes zu wählen; denn Jaell spielte eben auch ein langes Stück desselben Meisters, und selbst dieser kann zu oft vertreten sein. Es braucht ja kein Stück mit Orchester zu sein, was Sie wählen. Lassen Sie mich bald hören, was Sie entscheiden, und seien Sie von Herzen gegrüßt von Ursi
und
Ihrem
treuergebnen
Joseph Joachim
P. S. Wir werden morgen Abend bei uns zubringen, heute gehen wir
zu Scholzens.
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