Liebe Frau Schumann
Der Saal für Ihre Soirée (derselbe kleine in dem wir schon einmal Ihr Concert hatten) ist für den 26ten genommen. Ich hatte vor die Annoncen und s. w. Herrn Riewe & Thiele zu übergeben, mit dem ich alles vorher genau besprechen würde. Nur ein paar Fragen: Soll eine Subscription herumgehen? Ist Ihnen ein Thaler Eintrittspreis <>recht? haben Sie wohl noch ein altes Programm von der frühern Soirée, und können das schicken, damit alles genau wieder so gemacht wird? – Recht dumm ist’s, daß nun Ullman mit den Patti-Concerten so nahe gerückt ist, am 20 und 22ten, und daß am 26ten ein Logen-Konzert stattfindet, welches letztere (als von geschlossener Gesellschaft ausgehend) vorher nicht zu ermitteln war. Ich erfuhr es erst gestern Abend! Wir können uns aber durch all dies nicht abhalten lassen, meine ich. Die Kosten sind so gering, der Saal so klein, daß <an> kein Risico zu denken ist. Die Hauptsache ist frühzeitig zu annonciren, und die Leute, die sich für das Gute interessiren, werden schon aus <daß> Demonstration zu uns gehen. Ich hätte (auch ohne Ihre Zeilen) heute auf gut’ Glück nach Düsseldorf geschrieben. Nur noch das Programm! Wollen wir mit dem D mol Trio von Schumann anfangen, und mit einer Beethoven-Sonate schließen? Oder sollen wir das A dur Quartett von Brahms zu Anfang bringen, u. mit einer Schumannschen Sonate schließen? Wollen Sie Sich für den Gesang meine Frau gefallen lassen? Sie können mir glauben, daß es ihr für hier, wie für Braunschweig die herzlichste Freude ist mit zu musiciren. Ich traue mich eigentlich gar nicht, ihr zu sagen, daß Sie Sich dagegen aus Rücksichten wehren; denn sie würde in ihrer Bescheidenheit meinen, daß sie es zu schlecht macht, und sehr traurig und entmuthigt werden, während dem gerade die Mitwirkung ein großer Sporn für sie ist <,> wieder zu studiren. Es wäre doch Schade wollte sie ein Talent ungepflegt lassen, das schon vielen große Freude gemacht hat. Sie sollen schon nicht unzufrieden sein. Nur die Frage: würde Sie’s zu sehr ermüden ihr in Braunschweig als ihre 2te Nummer den Schatzgräber und das erste der Pfarrius’schen Waldlieder von Schumann zu begleiten. Sie sänge sie gern. No 1 würde Memnon v Schubert sein, den ich zur Noth begleiten würde. – Hier accompagnirte <> Scholz. Was unsere Wahl für Braunschweig anlangt, thut es mir leid, daß es nicht bei der G dur Sonate <>von Beeth. zum Schluß bleibt. Aber jedenfalls darf die D mol Sonate nicht ausbleiben; darum bitte ich. Thun Sie im Übrigen was Sie für gut finden, und schreiben Sie es den Braunschweigern, weil ich mich <> genire nach meiner angegebenen Vollmacht für’s letzte Stück als mangelhafter Programmmacher zu erscheinen! Das ist nur ein Scherz; aber es vereinfacht die Sache, wenn Sie ganz <> direkt die Nummer angeben. Meine Frau wird mehrmals diesen Winter öffentlich singen, u. A. den Messias in Hamburg; wir haben für alle diese Fälle eine vortreffliche, erprobte Wartefrau für den kleinen Heiden, dem’s Gott Lob herrlich geht. Nun Adieu mit der Bitte bald Détails über Kommen, Wohnung, etc an mich gelangen zu lassen. Mit meiner Frau von Herzen grüßend Ihr Joachim
P. S. Müssen Karten hier gedruckt werden, oder schicken Sie welche? – Am 19ten ist hier Abonnements-Concert. Nach Holland gehe ich vom 5ten bis 12ten Decbr.
|