11ten Septemb. 1877.
Liebe, verehrte Frau Schumann
Recht herzinnige Geburtstags-Grüsse sende ich Ihnen! Gelt, ich brauche nicht erst ja zu sagen, wie viel Liebes und Gutes ich Ihnen heute und immer wünsche; das wissen Sie ja und auch, wie innig ich Sie verehre! Ich denke mir, Sie machen an dem Festtage übermorgen eine recht schöne Parthie und sind mit den Ihrigen recht vergnügt im Freien. Simrocks sind vielleicht auch dabei! – Vielen Dank für Ihren eben erhaltenen Brief. Ich finde die Idee, Ihre soireen mit ensemble Gesang zu geben, sehr schön. Guter ensemble-Gesang ist in Berlin wenig gehört und wird gewiss Freude machen. Wenn Sie mich dabei verwenden können, so freue ich mich sehr und bitte Sie, es zu thun; aber, Ihren freundlichen Vorschlag, als Conzertgeberin mit aufzutreten kann ich, so sehr er mich freut, unmöglich annehmen, denn es wäre dies eine Ungerechtigkeit gegen die andern Sänger, von denen namentlich die Sopranistin Wichtigeres zu leisten hat, als die Altistin. –
Ich freue mich schon sehr auf das gewiss wunderschöne Programm, das Sie machen werden. – Fillu ist hier eingetroffen; leider scheint sie die Absicht zu haben, bald wieder zu reisen. –
In der frohen Hoffnung, Sie bald zu sehen und bald mit Ihnen musiziren zu dürfen bin ich, mit herzlichen Grüssen an die Ihrigen
Ihre stets treuergebene
Ursi.
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